Auf Entdeckungsreise: Birdwatching im Seewinkel

Eine ornithologische Tour im Nationalpark Neusiedler See - Seewinkel im Frühling ist besonders lohnend. Fliegende Rohrdommeln und Dunkle Wasserläufer sieht man nicht alle Tage.

Auf Vogelbeobachtung im Seewinkel mit Benjamin Knes, er ist im Nationalpark Neusiedler See – Seewinkel für Forschung, Monitoring und Citizen Science verantwortlich. Schon in Neusiedl am See strömt eine recht heterogene Gruppe vom Bahnhof zum Bus Richtung Apetlon. Der Bus, oft spärlich mit Fahrgästen besetzt, ist am Samstag vormittag zeitlich in der Früh vollbesetzt. Es ist ziemlich klar, dass die Leute mit ihren Kappen, Rucksäcken und Feldstechern in Illmitz aussteigen werden – zum Birdwatching im Seewinkel.

Ein Faltrad darf im öffentlichen Bus im Seewinkel mitgenommen werden. Für Räder, die nicht eingeklappt werden können, wäre eine Vorrichtung am Heck des Busses praktisch. Das hat sich schon in anderen Regionen, die auf Radtourismus setzen, bewährt.

Die Tour führt südlich von Illmitz an die Zicklacke, zur Vogelbeobachtungsstation an der Seestraße Richtung Seebad, und zuletzt an den Zicksee bei St. Andrä. In den vergangenen, sehr trockenen Jahren drängten sich viele Limikolen (Wasservögel) am Zicksee, weil die Sodalacken durch zu geringe Niederschläge und hohe Temperaturen bereits im Frühling trocken gefallen waren. Der Zicksee ist eine degradierte Salzlacke, die durch die Zuleitung von Grundwasser ausgesüßt ist. Für Watvögel wie Säbelschnäbler, Stelzenläufer, Regenpfeier, Reihern aber auch verschiedenen Enten- und Gänsearten bot er in den vergangenen Jahren mangels Primärlebensräumen ein Rückzugsgebiet. (Im Zuge des LIFE Pannonic Salt Projekts sollen gestörte Salzlacken wieder in Verbindung mit dem Grundwasser gebracht werden.)

Im Frühling 2025 sind aufgrund der Niederschläge zumindest die noch intaken Salzlacken mit Wasser gefüllt. Dementsprechend findet sich auch eine beeindruckende Vielzahl an Wasservögel ein.

Die Rohrdommel (sie gehört zur Familie der Reiher) lebt meistens sehr versteckt in großen Schilfbeständen und lässt sich durch ihre gestreifte Tarnfarbe und in Ruhestellung kaum vom Schilf unterscheiden. Im großen Schilfgürtel am Neusiedler See findet sie einen idealen Lebensraum vor. Sie ist vor allem in der Dämmerung und in der Nacht aktiv. Der dumpfe, monotone Ton des Männchens ist kilometerweit zu hören. Zu ihrer Nahrung zählen kleinere Fische, Frösche und Frösche. Sie kann aber auch eine Maus erbeuten. Als Brutvogel gilt sie durch den Verlust an Lebensräumen gefährdet.

Rohrdommel: mit ihrer Tarnfärbung ist sie, selbst wenn sie sich zeigt, kaum vom Schilf zu unterscheiden.
Sichernde Rohrdommel in Ufernähe. © by Nationalpark Neusiedler See Archiv/Klaus Schneider.

Zwischen Alpenausläufern und Salzlebensräumen

Warum das Gebiet im Nordburgenland so spannend ist, hat auch mit dem Vorkommen der Sodalacken und ihrer spezifischen Pflanzenvegetation (Halophyten) zu tun. Zwar gibt es Salzlacken auch in Ungarn, aber nur wenige davon sind Sodalacken wie im österreichischen Seewinkel. Die Region ist aber auch deshalb bemerkenswert, weil hier mehrere Klimazonen und geologische Formationen zusammentreffen: Das Leithagebirge bildet als östlichster Alpenausläufer hier in der pannonischen Tiefebene eine Verbindung zu den westlichen Ausläufern der Kleinen Karpaten. Durch die verschiedenen Lebensraumansprüche von Fauna und Flora ergibt sich dadurch eine besonders hohe Biodiversität.

Das Seevorgelände wird seit vielen Jahren von Graurindern, Wasserbüffel, den Weissen Eseln und auch Przewalski-Pferden beweidet. Sie alle verhindern durch Biss und Tritt, dass die wertvollen Flächen in der Naturzone im österreichischen und ungarischen Teil des Nationalparks verbuschen. Durch die Maul- und Klauenseuche in Ungarn durften die Tiere im Frühling wochenlang nicht aus den Ställen, womit die Ufervegetation ungehindert wachsen konnte. Das hat auch Auswirkungen auf bestimmte Vogelarten wie den Kiebitz. Er meidet hohe Gräser und braucht kurzwüchsige, offene Flächen zum brüten. Aber auch frühe Mahd und entwässerte Flächen machen ihm zu schaffen. Das zeigt, wie wichtig Beweidungskonzepte und der Erhalt vernässter Wiesen in Schutzgebieten wie Nationalparks und Naturparks – als oft letzte Refugien – sind.

Früher waren Kiebitze weit verbreitet. Durch die Trockenlegung von Feuchtwiesen haben sie viele Lebensräume verloren.
Kiebitze sind Bodenbrüter, die keine hohen Gräser tolerieren. Vor dem Verlust der vielen Feuchtwiesen waren sie sehr häufig zu sehen. © by Canva/Jasperimagescotland

Auch wenn die Rinder wochenlang in den Ställen bleiben mussten, gibt es andere Tiere, die die Flächen ebenfalls abgrasen. Hirsche und Gänse leisten wertvolle natürliche Beweidung, allerdings können sie nur einen sehr kleinen Teil des Jobs der Pflegemaßnahme erfüllen, den Großsäuger wie Graurinder leisten.

Birdwatching-Touren fördern das Verständnis für Ökosysteme

Neben den Wasservögel am See und an den Lacken bietet die reichhaltige Flora und Fauna weitere Möglichkeiten für Entdeckungen. Auch das Erspähen der selten gewordenen Turteltaube kann eine Birding-Gruppe begeistern. Da viele Vögel auf ganz bestimmte Lebensräume angewiesen sind, lassen sich bei der Vogelbeobachtung immer auch die Zusammenhänge der Ökosysteme gut verstehen.

Am Zicksee in St. Andrä finden sich trotz der Grundwasserzufuhr an den Ufern Salzpflanzen (Halophyten), aber auch so einige andere ortsspezifische Pflanzen wie der Tragant, der regional mit verschiedenen Arten vertreten ist. Einige davon sind in Österreich bereits stark gefährdet. Auch der Tragant dient den Bestäubern als Futterpflanze.

Eine Aufstellung von Vogelarten und den Monaten, in denen sie in der Nationalpark-Region zu beobachten sind, finden Sie in der Artenliste – Die Vögel des Neusiedler See – Gebiets.

Literatur zur Vogelbestimmung:

  • Vögel Österreichs“ von Leander Khil im Kosmos Verlag gibt einen guten Überblick über Stand- und Zugvögel in Österreich.
  • Wer sich zur Vogelbeobachtung selbst auf den Weg machen will, dem bietet „Birding Hotspots“ von Christoph Roland (Aula Verlag) 43 Touren rund um den Neusiedler See.

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