Wir haben ChatGPT vier Fragen gestellt, um zu testen, wie verlässlich Chatbots, die mittlerweile von hunderten Millionen Menschen benutzt werden, als Informationsquelle sind. Zwei der Antworten waren falsch, zwei waren richtig. Das zeigt, wie wichtig es ist, Informationen aus verlässlichen Quellen zu beziehen. Anmerkung: ChatGPT wurde in der kostenlosen Version befragt. – Allerdings sollte auch diese keine Fehlinformationen liefern.
Frage 1: Wie oft ist der Neusiedler See ausgetrocknet?

Die Antwort des Chatbot ist, der See sei selten komplett ausgetrocknet. Allerdings heißt es im letzten Absatz: „Es gibt also keine dokumentierten Fälle, in denen der Neusiedler See vollständig ausgetrocknet ist.“ Das ist falsch. Es ist durch zahlreiche Schriften dokumentiert, dass der See das letzte Mal von 1865 bis 1871 vollständig ausgetrocknet war. Auch in den Jahrhunderten davor kam es periodisch zu einer völligen Austrocknungen, etwa 1811 und im Jahr 1740.
Frage 2: Wird aus dem Neusiedler See Wasser für die Landwirtschaft entnommen?

Die glasklare Information der KI: „Ja, aus dem Neusiedler See wird auch Wasser für landwirtschaftliche Zwecke entnommen …“ Diese Antwort ist falsch. Das Wasser des Steppensees wird nicht für die Bewässerung von Agrarflächen verwendet. Das Feuchtgebiet ist Teil der Ramsar Konvention zum Schutz von Feuchtgebieten sowie Subjekt mehrerer Schutzkategorien. Aber, ganz banal formuliert: Eine Pumpe mit einem kilometerlangen Schlauch durch den Schilfgürtel zu Feldern würde doch auffallen. Der Hinweis am Ende der Antwort, „ChatGPT kann Fehler machen. Überprüfe wichtige Informationen“ muss also klar bestätigt werden.
Frage 3: Wann wurde aus dem Neusiedler See das letzte Mal Wasser abgelassen?

Diese Antwort ist richtig. Vor genau zehn Jahren wurde das letzte Mal von der österreichisch-ungarischen Gewässerkommission beschlossen, Wasser aus dem See abzulassen. (Auch 2013 wurde das Wehr geöffnet.) Dadurch gingen viele Tonnen an Salzen verloren, die für die Existenz des Sees wichtig sind. Ohne die Salze würde organisches Material aber nicht vollständig abgebaut. Dann würde der große, flache Steppensee verlanden. Übrigens: ChatGPT weist als Quelle für die Beantwortung unsere Website aus, inhaltlich ein Volltreffer!

Frage 4: Gibt es zuwenig Grundwasser im Seewinkel?

Auch diese Antwort von ChatGPT ist – mit Verweis auf die Quellen www.zukunftsee.at und www.biologischevielfalt.at – richtig. Die Grundwasserstände sinken, erste Sperren in Drainagekanälen wurden bereits eingebaut. Weitere müssen folgen. Eine Einleitung von Donauwasser in den Seewinkel wird noch Jahre dauern. Weitere kurzfristige Maßnahmen sind erforderlich.
Resümee: Zwei der vier Fragen wurden von der KI falsch beantwortet. Statt Fakten verfügbar zu machen, wurden Mythen aus den Echokammern des Internets aufbereitet. Das zeigt, wissenschaftliche Evidenz ist für öffentliche Diskussionen unerlässlich.