Der Landeshauptstadt wird aufgrund ihrer herausragenden historischen Bausubstanz und geschlossener Ensembles auch von Experten hohes Potenzial zugesprochen. Gute Voraussetzungen dafür, die soziale Funktion des öffentlichen Raums zu fördern: Als Begegnungszonen, als klimafit gestaltete Aufenthaltsräume, als Flächen, die für Einwohner und Touristen gleichermaßen zum verweilen einladen. Für Plätze gilt das ganz besonders.
In vielen kleinen, mittleren und Großstädten werden Plätze neu gestaltet. Flächen werden entsiegelt, hellere Beläge aufgetragen, Bäume zur Beschattung gepflanzt, immer öfter auch den Prinzipien der Schwammstadt folgend, Grün- und Wasserflächen eingerichtet, die Planung auf Fussgänger und Radfahrer ausgerichtet, die Bedürfnisse von Bürgerinnen und Bürger bei der Gestaltung berücksichtigt. Warum das passiert, hat nichts mit Zeitgeist zu tun, sondern mit den offenkundigen Erfordernissen unserer Zeit: Mit der Klimaerhitzung, die besonders in urbanen Räumen Probleme schafft (2024 verzeichnete Geosphere eine neue Höchstzahl an Hitzetagen in Eisenstadt); mit dem allgemeinen Wunsch nach höherer Lebensqualität, die an Lösungsansätze für den motorisierten Individualverkehr geknüpft ist; und mit Konzepten für den Stadttourismus, deren Entwicklung von Fragen wie den hier besprochenen abhängt.
Öffentliche Plätze spielen dabei eine besondere Rolle, sie sind das Herz einer Stadt.
Eisenstadt verfügt über mehrere zentral gelegene Plätze von hoher Attraktivität. Wie aber werden sie genutzt? Wie sind sie, dem Gedanken der sozialen Funktion öffentlicher Räume folgend, strukturiert? Ein Blick auf fünf Plätze und einige kurze Gedanken zu deren aktueller Gestaltung und Nutzung.
Der Franziskanerplatz
Der Franziskanerplatz liegt charmant an der Franziskanerkirche und dem Eingang zum Schlosspark. Der Bodenbelag mit Steinplatten ist ansprechend, allerdings ist der Platz ästhetisch und verkehrsplanerisch zweigeteilt. Die Haydngasse führt mitten durch den Platz, das Verkehrsaufkommen stört die Aufenthaltsqualität. Auf beiden Seiten des Platzes parken Autos.
Die Möblierung des Platzes erscheint unzeitgemäß. Blumentröge, alle unterschiedlich gestaltet, strukturieren den Charakter des Platzes nicht. Der Steinbrunnen wirkt seltsam eingerahmt von den – teils mit Verkehrshinweisen – versehenen Trögen und einer Bank, auf der man direkt neben einem parkenden Auto zum Sitzen käme. Aufenthalte sind hier selten zu beobachten, die soziale Funktion ist stark eingeschränkt. Die Relevanz als Knotenpunkt auf der Achse zwischen Fussgängerzone und Schlosspark wird nicht betont. Die Eingangssituation in den Schlosspark ist ungelöst. Auch ein Hinweisschild fehlt.
Wie ließen sich durch verkehrsplanerische und gestalterische Möglichkeiten die Potenziale dieses zentralen Platzes einlösen?
Der Domplatz
Der Domplatz war vor seiner Umgestaltung ein Ort, an dem sich Menschen gerne im Bereich vor der Kirche aufgehalten haben. Er war begrünt, es gab neben der Bepflanzung mit Kastanienbäumen ein geschottertes Wegsystem. Das aktuelle Bild ergibt eine monotone Fläche mit Asphaltplatten, die sich ohne Beschattung im Sommer aufheizt. Die Abtrennung von der Straße erfolgt durch eine Reihe schmaler Poller. Den Bereich vor der Kirche trennen drei neu gepflanzte Bäume und der Kubus eines öffentlichen WCs vom restlichen Platz.
Auf der anderen Seite der öffentlichen Toilette findet sich ein historischer, oktogonaler Steinbrunnen zwischen zwei Baumscheiben und dem hier einmündenden Busbahnhof. Im Hintergrund der Abbildung 2 ist ein schönes historisches Gebäude zu sehen – der Leerstand eines ehemaligen Gasthauses. Eine kreisrunde Bank um einen der Bäume eignet sich für kommunikative Zwecke nur bedingt. Sie lädt eher zum Warten ein und passt damit zum vorherrschenden Flair eines Busbahnhofs. Auch mehrere Fast-Food-Lokale fügen sich in diese Situation „stimmig“ ein.
Die Errichtung eines Busbahnhofs wurde im Rahmen des Stadtentwicklungsplans STEP „Eisenstadt 2030“ beschlossen. Im Jahr 2016 wurde der Platz umgestaltet. Fast zehn Jahre später bleibt offen, wie der Mobilitätsknoten mit der angestrebten Aufenthaltsqualität auf dem Platz harmoniert. Daraus ergibt sich eine Reihe von Fragen:
- Wie stellt sich diese „Begegnungszone“ auf einem der zentralen Plätze heute dar?
- Wie wirkt sich der motorisierte Individualverkehr aus?
- Welche Bedeutung kommt dem Regionalbus im Stadtzentrum tatsächlich zu?
- Worüber gibt die Fussgänger-Frequenz auf diesem Platz genau Aufschluss?
- Wie steht es um die Aufenthaltsdauer auf dem Domplatz?
- Wie sind Maßnahmen zur Entsiegelung, Begrünung und Beschattung zu beurteilen?
Der Domplatz böte verschiedene Möglichkeiten, zum Ort sozialer Begegnungen mit hoher Aufenthaltsqualität zu werden. Als grüne Oase, mit der Bepflanzung schnellwüchsiger Bäume wie etwa Platanen; einer Gestaltung, die das Zufußgehen als Alternative zum Auto anbietet; der Berücksichtigung der Region Neusiedler See als (touristische) Radregion, die sich auch baulich im Verkehrsleitsystem des Stadtzentrums fortsetzt; mit einer zweiten Marktsituation; als Ort temporärer Nutzungen wie Veranstaltungen; als Begegnungszone, die auf einer Balance der einzelnen Teilnehmer basiert. Anstelle einer Frequenzzählung, die relativ wenig Aufschlüsse über Nutzungen gibt, wird im Rahmen von Städteentwicklungen immer öfter das Handy benutzt, um um die Verweildauer von Passanten zu eruieren oder auch um Nutzergruppen besser eingrenzen zu können.
Wie also könnte der Domplatz seiner Funktion als urbaner Platz wieder gerecht werden, der zur sozialen Begegnung und zu längeren Aufenthalten einlädt?
Der Esterhazyplatz
Das Pflaster des Esterhazyplatzes folgt – lange nachdem die Hauptstrasse in eine Fußgängerzone umgewandelt wurde – immer noch dem Motiv einer Straße. – Mittig der graue Straßenbelag, links und rechts die rötlich gehaltenen Steinplatten als Gehsteig. Diese Signalwirkung lenkt Fussgänger und Touristen kurioserweise heute noch zum Teil auf diese imaginären Gehwege. Seine Funktion als Achse für den motorisierten Verkehr zwischen Hauptstrasse und Esterhazystraße hat der Platz aber längst verloren. Dementsprechend könnte die Wahrnehmung des Esterhazyplatzes durch eine anders akzentuierte Bepflasterung deutlich gestärkt werden.
Bereits jetzt laden die mitten auf den Grünflächen vor dem Schloss platzierten Bänke zum Verweilen ein. Zwischen Rasen und Pflaster wurden Staudenbeete passend zum stark besonnten Standort mit trockenresistenten Blumen und Gräsern bepflanzt. Das fand im Rahmen eines Wettbewerbs durch die Schülerinnen und Schülern der HBLFA für Gartenbau statt.
Mit einer neu gestalteten Bepflasterung ließe sich der Charakter dieses prominent gelegenen Platzes, aber auch eine stärkere Besucherlenkung in die Fussgängerzone erzielen. Von Touristen wird die Hauptstrasse derzeit wenig frequentiert.
Der Colmarplatz (Rossschwemme)
Der Platz am Beginn bzw. Ende der Fussgängerzone hätte ein hohes Potenzial, um ihn für kleinere Veranstaltungen zu nutzen. Die etwas abgeschiedene Lage der ehemaligen Rossschwemme böte sich für Flohmärkte, musikalische Events oder andere Bespielungen an. Wie könnte der Colmarplatz wieder mit mehr Leben erfüllt werden?
Der Kalvarienbergplatz
Der Platz vor der Haydnkirche hat durch seine Versiegelung stark an Aufenthaltsqualität eingebüßt. Die räumliche Konzeption ist durch einen großen, gepflasterten Mittelbereich gekennzeichnet, der wenig Angebote zum Verweilen setzt. In der Mitte befindet sich ein Blumentrog in Form eines Fasses. Eine Abgrenzung zur stark befahrenen Straße besteht aus einer Reihe steinerner Poller. Der Platz war vor seiner Umgestaltung geschottert und von Wiesen und Bäumen gesäumt. Diese Struktur wurde von Anwohnern für Aufenthalte oder Arbeitspausen genützt und bot auch Touristen einen Ort zu rasten. Ein ruhigerer Bereich befindet sich auf der Rückseite der Kirche bei der Krypta.
Wie könnte der Kalvarienbergplatz für die Bewohner, aber auch für Touristen an einer der zentralen Attraktionen der Stadt wieder zu einem angenehmen Ort werden, um zu verweilen?
In unserer letzten Rubrik haben wir uns der Frage der Innenstadtentwicklung gewidmet. Wie kann die City wieder belebt werden?
wir bespielen mit unseren Petanque-Kugeln (Boule) derzeit den Platz vor der Orangerie und haben die wunderbare Anlage beim Fraunschiel-Park entdeckt. Boule-Spiel wäre eine tolle Bereicherung für Eisenstadt. mehr Infos: https://boule.at/home