Wozu diese Rubrik? Wir wollen vor allem eines: Die Entwicklung Eisenstadts genau beobachten und kritisch begleiten, aber auch Lösungen einbringen. Wir wollen positive Impulse aufgreifen und hinterfragen, ob vorhandene Potenziale genutzt werden. Wie gut funktioniert diese Klein- und Landeshauptstadt noch für ihre Bewohner? Welche Rolle kann sie als kultureller Hotspot und touristische Destination spielen? – Eine Frage, die wir in unserer Publikation „Tourismusregion Neusiedler See – Risiken und Chancen einer europäischen Destination“ für die gesamte Region gestellt haben.
Unser Ziel ist es, ein Gesamtbild zu erhalten, das Problemlösungen erleichtert. Dafür sind Ihre Kommentare und Anmerkungen erwünscht, ja, unbedingt notwendig. Denken wir etwa an den Tourismus: Es ist mittlerweile unstrittig, dass eine Stadt nur dann für Gäste attraktiv ist, wenn sich auch die Bewohner mit ihrer Stadt identifizieren können, und grundsätzlich eine positive Stimmung gegeben ist. Partizipation ist dafür ein Schlüssel.
Kaum zu übersehen ist allerdings, dass eine explodierende Bautätigkeit an allen Ecken und Enden sowie eine kaum mehr tragbare Verkehrssituation zu einer aufgebrachten Stimmung unter Einwohnern geführt hat. Ein Beispiel dafür ist die Petition gegen ein weiteres Bauprojekt in St. Georgen. Oder auch die öffentliche Diskussion über einen vierten Baumarkt in Eisenstadt Mitte. Die überbordenden Bodenversiegelungen, die noch dazu im Kontrast zu Leerständen von ehemaligen Betriebsgebäuden stehen, sorgen ebenso für Missmut.
24 Prozent Wachstum – ist das Weltrekord?
Innerhalb von nur zehn Jahren, also von 2011 bis 2021, erhöhte sich die Einwohnerzahl von Eisenstadt um schwindelerregende 24,3 Prozent. Dabei hat sich deutlich abgezeichnet, dass die Infrastruktur mit diesem Rekordzuwachs und mit der Schaffung von neuen Gewerbeflächen an den Ortsrändern nicht mithalten kann. Deshalb werden wir uns in dieser Rubrik der Frage stellen müssen, ob so ein Zuwachs überhaupt ohne Verlust an Lebensqualität möglich ist.
Diese Entwicklung ist insofern auch für touristische Gäste nicht gerade einladend. Der Tourismus in Eisenstadt hat – davon sind wir überzeugt – nach wie vor nicht die Bedeutung, die von einer Landeshauptstadt zu erwarten wäre. Auch, oder gerade, weil sie mit rund 16.000 Einwohnern – gelegen zwischen dem Neusiedler See und dem Leithagebirge – eine hohe Lebensqualität bieten könnte.
Zeitgemässe Innenstadtentwicklung gesucht
Auch die Entwicklung der Innenstadt zu einem modernen sozialen und kulturellen Zentrum wollen wir analysieren. Es hat sich gezeigt, dass Innenstädte als reine Handelszentren nicht mehr im Trend liegen. Gefragt sind vielmehr Nutzungskonzepte,, die vor allem das Zusammenkommen von Menschen aus unterschiedlichen Beweggründen und Interessen ermöglichen. Das lässt sich anhand vergleichbarer und gelungener Beispiele gut dokumentieren. Wir werden dazu mögliche Lösungen erörtern.
Radregion Neusiedler See- wie gut ist Eisenstadt erreichbar?
Auch die Frage, ob das Stadtzentrum ohne Auto unkompliziert und ungefährlich erreichbar ist, ist ein zentraler Punkt. Wir wollen, gemeinsam mit Experten, die Radwege auf ihre Tauglichkeit und Attraktivität überprüfen.
Es wäre uns auch ein wichtiges Anliegen, Ihre Meinung zu hören und gemeinsam mit Ihnen an Lösungen für eine Kleinstadt der Zukunft zu arbeiten. Schreiben Sie an [email protected], wir freuen uns über Themenvorschläge, die wir gerne weiterverfolgen.
Mehr zu touristischen Entwicklungskonzepten, die wir als partizipative Prozesse verstehen, von denen also auch die Einwohner der Region profitieren, ist in der Publikation „Tourismusregion Neusiedler See – Risiken und Chancen einer europäischen Destination“ zu erfahren. Wie kann sich die Welterbe- und Nationalpark-Region mit ihren spezifischen Angeboten als Natur-, Kultur-, Rad- und Weinregion weiterentwickeln? Welche Rolle kann dabei Eisenstadt als kultureller Hotspot und touristisches Zentrum des Nordburgenlandes spielen?