Neusiedler See: Die Kraniche sind da!

Ende Oktober bis in den November können Kraniche auf ihrem Zug in die Winterquartiere wieder im Seewinkel und in der ungarischen Mekszikópuszta südöstlich des Sees beobachtet werden.


Die Kraniche (Grus grus) ziehen wieder Richtung Süden in ihre Winterquartiere. Mit etwas Glück begegnet man hunderten der beeindruckenden Vögel in der Region. Hier machen sie Zwischenrast auf ihrer kräftezehrenden Reise. Besonders gut lässt sich beobachten, wie die Kraniche in Formation fliegen, bis sie mit trompetenden Rufen ihre Landung ankündigen. Die Vögel, die sich derzeit in der Nationalparkregion Neusiedler See – Seewinkel / Fertő-Hanság in großer Zahl zur Rast und Nahrungsaufnahme befinden, kommen aus Skandinavien und dem Baltikum. Eine Karte des NABU (Naturschutzbund Deutschland) weist die Hauptrouten aus.

Die NABU-Karte zeigt sehr schön die Hauptrouten der Kraniche vom Norden in die Winterquartiere. © by NABU

Tausende Kraniche in der Region

Die Kraniche in der Region kommen zu einem guten Teil aus dem Nationalpark Hortobágy im Osten Ungarns. Mit einer Größe von rund 80.000 Hektar bietet er ein weitläufiges Steppen- und Feuchtgebiet, das für den globalen Vogelzug ein äußerst wichtiger Trittstein ist. Sie fliegen nach Südfrankreich und Spanien weiter, wo ein Teil überwintert, während ein anderer Teil der Vögel bis zum Frühling im Maghreb verbringt.

Auf ihren Zwischenstopps rasten die Vögel und nehmen Nahrung auf, um ihre Energiereserven wieder etwas aufzufüllen. Kraniche sind Allesfresser. Sie suchen auf Feldern nach Ernteresten wie Maiskörner oder anderes Getreide, nehmen aber auch Beeren, Eicheln, Insekten, Frösche oder Mollusken auf. Die Vögel sind gut zu erkennen und lassen sich allein aufgrund ihrer Größe von bis zu 130 Zentimetern von Wildgänsen unterscheiden. Auffällig ist insbesondere ihre schwarzweiße Halszeichnung und der rote Scheitel. Ihre Beine ragen im Flug deutlich über die Schwanzfedern hinaus. Ihr Ruf gleicht einem sanften trompeten, während die im Seewinkel häufigen Graugänse quäken.

Mit einer Spannweite bis zu 220 Zentimeter unterscheidet sich das Flugbild der Kraniche von Wildgänsen deutlich. Die Flügel ähneln einem sanften Wellenschlag. © by Archiv Nationalpark Neusiedler See / Klaus Schneider

Mittlerweile weiß man, dass Kraniche bis zu 2.000 Kilometer nonstop fliegen können. Dabei sind sie jedoch auf eine günstige Thermik angewiesen. Nur dann können bedeutende Strecken im Gleitflug (gut zu sehen auf dem ersten Foto dieses Beitrags) zurücklegen. Das spart wichtige Reserven auf einer langen Strecke. Länger andauernde Herbststürme oder Extremereignisse verzögern den Abflug.

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Ende Oktober in der Mekszikópuszta, umgeben von vielen hundert Kranichen.  © by zukunftsee.at / Maria Aschbacher, Gunnar Landsgesell

Zunahme der Bestände

In Europa gibt es heute nach Schätzungen des NABU rund 130.000 Brutpaare. Seit rund zehn bis 15 Jahren wird eine Zunahme der Bestände verzeichnet. Dafür dürften u. a. auch Renaturierungen und die Aufwertung von Schutzgebieten verantwortlich sein. Kraniche sind Bodenbrüter und auf Feuchtgebiete – die in Europa stark unter Druck stehen – angewiesen. 2018 haben in Österreich, im Waldviertel, erstmals nach über 130 Jahren wieder Kraniche gebrütet. Der Biologe Michael Dvorak (BirdLife) hält es für realistisch, dass sich der Kranich in Österreich wieder als regelmäßiger Brutvogel etabliert. Derzeit würden rund vier bis sechs Paare in Österreich brüten. Auf der Website von Birdlife können Beobachtungen überfliegender oder rastender Kraniche eingetragen werden.

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