Wo bleibt die Mobilitätswende in der Region?

Die burgenländische Landeshauptstadt bietet dreimal so viele Arbeitsplätze wie Erwerbstätige. Das macht sich auch in der Verkehrssituation bemerkbar.
Wie kann die Lebensqualität der Einwohner gehoben werden und damit auch die Attraktivität für Touristen?

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen
Verkehrsplaner Christian Grubits spricht bei der Buchpräsentation von „Tourismusregion Neusiedler See – Chancen & Risiken einer europäischen Destination“ über die notwendige Mobilitätswende.

Trotz verschiedener positiver Ansätze und Bemühungen sind wir in der Region aus verschiedensten Gründen leider noch nicht so weit, dass die Menschen umweltfreundliche, platzsparende Verkehrsarten ihrem gewohnten Auto vorziehen. Das bringt viele Nachteile mit sich. Eine Verbesserung der Bahntakte ist notwendig, um das Fahren mit den öffentlichen Verkehrsmitteln für Einheimische und Touristen attraktiver zu machen. Wäre es wie in Wien, wo man alle 5 Minuten ein Verkehrsmittel vorfindet, denkt man gar nicht mehr daran, ins Auto einzusteigen.

Hohes Potenzial liegt auch im Radverkehr. Etwa 20 Prozent aller Autowege enden bereits nach 2,5 Kilometern, 40 Prozent nach maximal fünf Kilometern. Legt man um das Stadtzentrum Eisenstadt mit dem Zirkel einen Radius von 2,5 Kilometern, so ist zu sehen, dass der Kreis fast das gesamte Siedlungsgebiet einschließt und ein enormes Potenzial für den innerstädtischen Radverkehr besteht.

Vom Rand der Siedlungsfläche ist das Zentrum in etwa zehn Minuten mit dem Fahrrad zu erreichen, mit dem E-Bike noch etwas schneller und komfortabler. Für rund einen Kilometer bedarf es eines Fußwegs von 15 Minuten. Etwa zehn Prozent der Autowege könnten so ersetzt werden. Um diese Potenziale möglichst auszuschöpfen, sind sichere, möglichst störungsfreie autofreie oder zumindest autoarme verkehrsberuhigte und attraktive Fuß- und Radwegnetze erforderlich. Wichtige Ziele wie Schulen, Kindergärten, Einkaufsmöglichkeiten, Bahn- und Bushaltestellen und touristische Orte sollten in das Netz eingebunden sein.

Um die Vision einer nachhaltigen Mobilität als Voraussetzung für einen nachhaltigen Tourismus zu erreichen, sind „viele Schritte“ zeitgerecht zu setzen. Eine rein technische Transformation, z. B. durch E-Autos, behandelt lediglich einen Teilaspekt einer nachhaltigen Mobilität. Probleme wie Platzverbrauch, Attraktivitätsverlust, Bodenversiegelung und Bewegungsarmut werden nur durch einen umfassenden Ansatz gelöst.

Mobilitätswende – Was ist zu tun?

Öffentliche Straßen und Plätze unterliegen besonders in einer stark frequentierten und wachsenden Stadt wie Eisenstadt einem erheblichen Nutzungsdruck. Eine Abkehr vom autodominanten Straßenbild hin zu einer fuß- und radverkehrsfreundlichen Gestaltung mit hoher Aufenthaltsqualität bietet vielfältige Möglichkeiten. Christian Grubits empfiehlt:

  • Eine Verdichtung des öffentlichen Verkehrs in die Landeshauptstadt aus dem Umland, mit engeren Takten, ohne unbequeme Umsteigevorgänge
  • Nicht vermeidbare private Fahrten durch Carsharing ersetzen
  • Verbesserung der Radverkehrsmöglichkeiten für Bürger, Pendler und Touristen

Es entsteht mehr Raum für Grünflächen, wenn sich Parkplätze in attraktive öffentliche Räume verwandeln können. Zu Fuß-Gehende und Radfahrende bekommen mehr Platz und Einsatzfahrzeuge sowie Busse stecken nicht mehr im Stau. Hohe Lebensqualität in der Region kann durch nachhaltige Mobilitätskonzepte weiter erhalten und verbessert werden.

Zur Person: Christian Grubits, Studium Bauingenieurwesen an der TU-Wien. Gründer des Büros PanMobile Verkehrsplanung in Eisenstadt 1999. Schwerpunkte: Mobilitätskonzepte, Fuß- und Radverkehr, Straßenplanung, verkehrstechnische Gutachten.

Tourismusregion Neusiedler See neue Ausgabe Buch und EBook

2 Kommentare

  1. To Whom It May Concern,
    ist zwar weder persönlich noch freundlich doch mein Eindruck ist seit Jahren, dass die jeweiligen Entscheidungsträger weder eine längerfristige Vision für Ihre Gemeinden haben noch gewillt sind erforderliche Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung und Verkehrsminimierung umzusetzen.
    Wir beteiben eine kleine, touristische Appartementvermietung in Neusiedl am See. Unsere Hauptstraße hatte bis zur letzten „Sanierung“ einen Radweg der der Fahrbahnbreite und der Verkehrsanlockung geopfert wurde. Der Besuch des Zentrums mit dem Fahrrad ist nur noch selbstbewussten, mutigen Radfahrern zuzumuten. (Auf einer Hauptfahrbahn gesäumt von parkenden Fahrzeugen bei denen jederzeit eine Türe aufgehen kann.)
    Ein, auch nur mittelfristiges, Enwicklungskonzept (wollen wir eine Tourismusstadt, eine Einkaufsstadt, ein Gewerbestandort etc.) sein/werden und darauf abgestimmte Maßnahmen sind nicht erkennbar. Ein struktur- und zielloses von allem ein bisschen ist für niemanden befriedigend.
    Ein USP für Radfahrtouristen wäre für Neusiedl einfach darstellbar. Durch die Lage an der Nordbucht des Sees, unseren 1.000km qualitativ hochwertigen Radwegen und dem ÖFFI Angebot mit der Burgenland Card sind wir der optimale Ausgangspunkt für interessante Stern- und Erkundungsfahrten in alle Himmelsrichtungen.
    Im Geiste und den rechtlichen Rahmenbedingungen sind wir trotz aller Erkenntnisse und präsenter Warnhinweise eine Autofahrergesellschaft.
    Mit desillusionierten Grüßen
    D.H.

    • Vielen Dank für Ihren Kommentar! Der Rückbau eines Radstreifens ist verkehrsplanerisch kein gutes Signal. Es gibt, wie Sie schreiben, eine Streckenführung für den Radtourismus zwischen der Bahn und dem Schilfgürtel, aber das Rad als Verkehrsmittel für kurze Wege bzw. zur Freizeitnutzung sollte gestärkt werden. Haben Sie bei der Gemeinde angefragt, ob für den Fahrradstreifen eine verbesserte Führung – oder ein baulich abgesetzter Radweg – geplant ist? LG, Zukunft Region Neusiedler See

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert