Trotz verschiedener positiver Ansätze und Bemühungen sind wir in der Region aus verschiedensten Gründen leider noch nicht so weit, dass die Menschen umweltfreundliche, platzsparende Verkehrsarten ihrem gewohnten Auto vorziehen. Das bringt viele Nachteile mit sich. Eine Verbesserung der Bahntakte ist notwendig, um das Fahren mit den öffentlichen Verkehrsmitteln für Einheimische und Touristen attraktiver zu machen. Wäre es wie in Wien, wo man alle 5 Minuten ein Verkehrsmittel vorfindet, denkt man gar nicht mehr daran, ins Auto einzusteigen.
Hohes Potenzial liegt auch im Radverkehr. Etwa 20 Prozent aller Autowege enden bereits nach 2,5 Kilometern, 40 Prozent nach maximal fünf Kilometern. Legt man um das Stadtzentrum Eisenstadt mit dem Zirkel einen Radius von 2,5 Kilometern, so ist zu sehen, dass der Kreis fast das gesamte Siedlungsgebiet einschließt und ein enormes Potenzial für den innerstädtischen Radverkehr besteht.
Vom Rand der Siedlungsfläche ist das Zentrum in etwa zehn Minuten mit dem Fahrrad zu erreichen, mit dem E-Bike noch etwas schneller und komfortabler. Für rund einen Kilometer bedarf es eines Fußwegs von 15 Minuten. Etwa zehn Prozent der Autowege könnten so ersetzt werden. Um diese Potenziale möglichst auszuschöpfen, sind sichere, möglichst störungsfreie autofreie oder zumindest autoarme verkehrsberuhigte und attraktive Fuß- und Radwegnetze erforderlich. Wichtige Ziele wie Schulen, Kindergärten, Einkaufsmöglichkeiten, Bahn- und Bushaltestellen und touristische Orte sollten in das Netz eingebunden sein.
Um die Vision einer nachhaltigen Mobilität als Voraussetzung für einen nachhaltigen Tourismus zu erreichen, sind „viele Schritte“ zeitgerecht zu setzen. Eine rein technische Transformation, z. B. durch E-Autos, behandelt lediglich einen Teilaspekt einer nachhaltigen Mobilität. Probleme wie Platzverbrauch, Attraktivitätsverlust, Bodenversiegelung und Bewegungsarmut werden nur durch einen umfassenden Ansatz gelöst.
Mobilitätswende – Was ist zu tun?
Öffentliche Straßen und Plätze unterliegen besonders in einer stark frequentierten und wachsenden Stadt wie Eisenstadt einem erheblichen Nutzungsdruck. Eine Abkehr vom autodominanten Straßenbild hin zu einer fuß- und radverkehrsfreundlichen Gestaltung mit hoher Aufenthaltsqualität bietet vielfältige Möglichkeiten. Christian Grubits empfiehlt:
- Eine Verdichtung des öffentlichen Verkehrs in die Landeshauptstadt aus dem Umland, mit engeren Takten, ohne unbequeme Umsteigevorgänge
- Nicht vermeidbare private Fahrten durch Carsharing ersetzen
- Verbesserung der Radverkehrsmöglichkeiten für Bürger, Pendler und Touristen
Es entsteht mehr Raum für Grünflächen, wenn sich Parkplätze in attraktive öffentliche Räume verwandeln können. Zu Fuß-Gehende und Radfahrende bekommen mehr Platz und Einsatzfahrzeuge sowie Busse stecken nicht mehr im Stau. Hohe Lebensqualität in der Region kann durch nachhaltige Mobilitätskonzepte weiter erhalten und verbessert werden.
Zur Person: Christian Grubits, Studium Bauingenieurwesen an der TU-Wien. Gründer des Büros PanMobile Verkehrsplanung in Eisenstadt 1999. Schwerpunkte: Mobilitätskonzepte, Fuß- und Radverkehr, Straßenplanung, verkehrstechnische Gutachten.