Nationalpark-Erweiterung: Projekt für mehr Biodiversität

Im Süden des Seewinkels (Waasen/Hanság) könnten 150 Hektar Agrarflächen als Nationalparkflächen außer Nutzung gestellt werden. Die Grundbesitzer der Flächen sind jetzt am Zug. Franz Traudtner, GF der IG Hanság sieht eine gute Möglichkeit, die Biodiversität und Vielfalt der Vogelarten zu erhöhen.

Das Wasser im System halten – das ist die Prämisse, unter der sämtliche Maßnahmen der Wasserwirtschaft im Seewinkel diskutiert werden. Das bedeutet, Regenwasser sollte nicht durch Gräben in die Donau abgeleitet werden, sondern zur Anreichung des Grundwassers in die Böden einsickern. Darüber besteht Konsens in der Region Neusiedler See. Auch die Stärkung der Biodiversität spielt für die Region eine bedeutende Rolle.

Auf der jüngsten Jahresversammlung der IG Hanság ging es um ein Projekt, das genau diesen Zielen entspricht. Der Nationalpark Neusiedler See – Seewinkel plant sein Gebiet bis Ende 2025 um 150 Hektar im Waasen zu erweitern. Dafür sollen geeignete Flächen für zunächst 30 Jahre in den Gemeinden Andau, Tadten und Wallern gepachtet werden. Die Mitglieder der IG Hanság bestehen aus Grundeigentümern und Landwirten, die schon bisher gegen eine finanzielle Entschädigung landwirtschaftliche Flächen außer Nutzung gestellt haben. Mit der Nationalpark-Erweiterung könnten weitere Flächen folgen. Das bedeutet zugleich, dass auf dem Grünland Wasser in den Boden einsickern und das Grundwasser anreichern kann.

Das Tüpfelsumpfhuhn ist eine jener Vogelarten, die im Waasen als Brutvogel vorkommen.
Auch das Tüpfelsumpfhuhn kommt im Waasen auf geigneten Flächen als Brutvogel vor. © by Canva/Piotr Krzeslak

Sechs Millionen Euro für Flächen im Hanság

Anders als bei den derzeitigen Nationalparkflächen wäre die Pacht nicht unbefristet, sondern auf eine Dauer von 30 Jahren festgesetzt – mit der Option auf Verlängerung. Für das Projekt stehen rund sechs Millionen Euro zur Verfügung. Im März und April sind weitere Informationsveranstaltungen über die Priorisierung der Gebiete und über die Höhe der finanziellen Entschädigungen geplant. Franz Traudtner, der selbst Bio-Landwirt ist, dazu:

Wir haben uns lange um eine Flächenerweiterung bemüht. Wir haben endlose Gespräche mit dem Nationalpark, mit dem Land und den zuständigen Ministerien geführt. Es freut uns, dass dieses Projekt nun spruchreif ist und wir hoffen, dass es auch angenommen wird.

Franz Traudtner, Obmann der IG-Hanság

Denn, so Traudtner, hier würden gleich mehrere positive Effekte erzielt. Einerseits für den Naturschutz, der ein wichtiger Faktor für die Region, etwa auch für den Tourismus, ist. Aber auch aus Sicht der Wasserwirtschaft. Traudtner:

Eine ökologisch verantwortungsvolle Lösung der Wasserknappheit im Seewinkel muss ausgehend vom Hanság durchdacht werden. Hier ist der tiefste Punkt der Region. Wir haben die Möglichkeit, Grundwasser zurückzuhalten.

Franz Traudtner

Maßnahmen, Wasser in den Gräben des Seewinkels durch Sperren zu halten, laufen bereits. Über Möglichkeiten, wie das gesammelte Wasser aus dem Süden des Seewinkels unbürokratisch zu Landwirtschaftsflächen in den höher gelegenen nördlichen Teil des Seewinkels transportiert werden kann, wäre zu diskutieren. Vorschläge dazu gibt es bereits.

Rechnungshof sieht Handlungsbedarf

Ein Gebot zu handeln sah der Rechnungshof bereits in seinem Bericht im Jahr 2020. Darin wurde das Land aufgefordert, einen Grundwasserbewirtschaftungsplan zu erstellen, um das – durch menschliche Eingriffe – ausgelöste Absinken der Grundwasserspiegel zu stoppen. In seinem jüngsten Bericht von Februar 2025 stellt der RH fest, dass ein Teil der empfohlenen Maßnahmen umgesetzt wurde; einen Grundwasserbewirtschaftungsplan gibt es mittlerweile, allerdings ist dieser noch nicht vollständig umgesetzt.

Kritik übt der Rechnungshof auch daran, dass es bis heute keine genaue Messung der Entnahme von Grundwasser gibt. Im Burgenland basiert die Kontrolle der Grundwasserentnahme auf Basis eines Konsensmodells. Der RH empfiehlt eine Kontrolle durch Messgeräte bei den Pumpen der rund 5.000 Brunnen in der Region. Zudem fordert der Rechnungshof in seinem Bericht „zügige Verfahren zur Wiederaufnahme von Wasserrechten“. IG Hanság-Obmann Franz Traudtner schlägt zur Wasserthematik rasch umsetzbare Maßnahmen vor:

Wenn es gelingt, Flächen zur Versickerung von Wasser im Bezirk Neusiedl zu schaffen, können wir gezielt Grundwasser in der Region anreichern. Wir müssen dafür nur die vorhandenen Grabensysteme nutzen und Wasser vom Süden des Seewinkels in den Norden bringen. Dieses Projekt könnte umgehend angegangen werden.

Franz Traudtner

Zu prüfen wäre, wie sich dieser Wassertransfer vom tiefer gelegenen Waasen in den Norden des Seewinkels realisieren lässt. Denkbar wäre eine Umkehr des Gefälles in vorhandenen Kanälen sowie Druckleitungen als vergleichsweise einfach umzusetzende Lösungen.

Mehr zum österreichischen Teil des Hanság, des Waasen, in diesem Nationalpark-Clip.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert