Biodiversität im Fokus am Internationalen Tag der biologischen Vielfalt

Jedes Jahr am 22. Mai rückt die Biodiversität weltweit in den Fokus. Doch was genau steckt hinter diesem Feiertag und dem Begriff Biodiversität? Warum ist sie so entscheidend für unsere Umwelt? Und vor allem: Wie können Landwirte als Vorbilder vorangehen und was kann jeder Einzelne in der Region Neusiedler See beitragen, um die Artenvielfalt aktiv zu schützen?

In diesem Artikel werfen wir einen Blick auf die Bedeutung der Biodiversität, zeigen inspirierende Ansätze aus der Landwirtschaft und geben praktische Tipps, wie wir alle unseren Teil zum Erhalt der Natur leisten können.

Internationaler Tag der biologischen Vielfalt: Was steckt dahinter?

Jedes Jahr am 22. Mai wird der Internationalen Tag der biologischen Vielfalt gefeiert – ein Datum, das nicht zufällig gewählt wurde. Es erinnert an den 22. Mai 1992, als in Nairobi Einigkeit über den Text des UN-Übereinkommens über biologische Vielfalt erzielt wurde. Diese sogenannte Biodiversitäts-Konvention (Convention on Biological Diversity, CBD) wurde wenig später, im Juni 1992, während der UN-Konferenz in Rio de Janeiro zur Unterzeichnung ausgelegt und trat am 29. Dezember 1993 offiziell in Kraft.

Heute zählt das Übereinkommen über 196 Vertragspartner und gehört zu den erfolgreichsten internationalen Umweltabkommen. Sein Hauptziel? Den Schutz und die nachhaltige Nutzung der biologischen Vielfalt sicherstellen.

Warum ist die Biodiversität so wichtig?

Biologische Vielfalt umfasst die Ökosysteme, die darin lebenden Arten sowie deren genetische Differenzierung und Ressourcen. Sie ist das Fundament für funktionierende Ökosysteme und lebenswichtige natürliche Prozesse – von der Bestäubung durch Insekten bis zur Luftreinigung durch Wälder.

Die drei zentralen Ziele der Biodiversitätskonvention:

  • Schutz der biologischen Vielfalt
  • Nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen
  • Gerechte Aufteilung der Vorteile aus genetischen Ressourcen

Darüber hinaus fordert Artikel 13 der CBD die Vertragsstaaten auf, das Bewusstsein für die Bedeutung der Biodiversität zu stärken. Dies soll durch Medienberichterstattung und die Integration des Themas in Bildungsprogramme geschehen.

Die bunten Bienenfresser sind seit Mai wieder im Seewinkel

Artenvielfalt im Burgenland

Mehr als ein Drittel der Landesfläche im Burgenland steht unter Natur- oder Landschaftsschutz – darunter ein grenzüberschreitender Nationalpark sowie sechs Naturparke. Damit der artenvielfältige Natur- und Lebensraum im Burgenland auch in Zukunft erhalten bleibt, sind Schutz und sensibler Umgang unerlässlich.

Ein ganzes Kapitel des Weißbuchs Das Ende des Neusiedler Sees? Eine Region in der Klimakrise widmet sich auf 29 Seiten dem Schutz der Biodiversität im Burgenland und gibt wertvolle Einblicke in die Herausforderungen und Lösungsansätze der Region.

Darin kommen renommierte Expertinnen und Experten zu Wort, die sich aktiv für den Erhalt der Artenvielfalt einsetzen:

  • Johannes Ehrenfeldner, Nationalpark-Direktor
  • Andrea Grabenhofer, Biodiversitätsexpertin
  • Ernst Breitegger, Präsident des Österreichischen Naturschutzbunds
  • Hermann Frühstück, Landesleiter der Naturschutzorgane Burgenland
  • Bernhard Kohler, WWF
  • Michael Dvorak & Erwin Nemeth, BirdLife Österreich
  • Stefan Pollin, Naturfotograf und Birdwatcher
  • Andreas Zach, Ökopädagoge und Ranger

Mit ihren wertvollen Beiträgen beleuchten sie nicht nur aktuelle Entwicklungen, sondern auch konkrete Maßnahmen, die zum Schutz der einzigartigen Natur im Neusiedler See-Gebiet beitragen. Dieses Kapitel bietet eine spannende Gelegenheit, tief in die Naturschutzarbeit der Region einzutauchen und sich von erfolgreichen Projekten inspirieren zu lassen.

Das Nordburgenland beheimatet mit dem Trockenrasen einen der wertvollsten und zugleich gefährdetsten Lebensräume Mitteleuropas
Trockenrasengebiet in St. Margarethen: Das Nordburgenland beheimatet einen der artenreichsten Lebensräume Mitteleuropas © by Maria Aschbacher

Bauern und Bäuerinnen als Biodiversitäts-Botschafter

Durch gezielte Maßnahmen wie Beweidung, die abgestimmte Mahd und vielfältige weiteren Maßnahmen kann die Biodiversität gefördert und die Flora und Fauna nachhaltig geschützt werden.

Viele Landwirte zeigen im Burgenland bereits, dass Naturschutz und Landwirtschaft Hand in Hand gehen können. Über 2.500 landwirtschaftliche Betriebe setzen auf naturnahe Bewirtschaftungsformen – ein entscheidender Beitrag zum Artenschutz. Dafür stellt das Land Burgenland auch Fördermitteln bereit, unterstützt durch Gelder von Bund und EU.

Fokus auf Biodiversität im Burgenland am Internationalen Tag der biologischen Vielfalt
Immer mehr Bauern im Burgenland wertschätzen die biologische Vielfalt und wirtschaften im Einklang mit der Natur. © by Birgit Braunstein

Farming for Nature – Nachhaltige Landwirtschaft als Zukunftsmodell

Landwirte, die sich aktiv für den Schutz der Biodiversität einsetzen, werden im Rahmen der Initiative „Farming for Nature – Österreich“ ausgezeichnet. Als Botschafter*innen für Biodiversität setzen sie innovative Maßnahmen um, um eine nachhaltige Landwirtschaft zu fördern und die Artenvielfalt zu erhalten. Idee des Projekts ist es, die vielfältigen Biodiversitätsleistungen in der Landwirtschaft sichtbar zu machen und durch engagierte Botschafter:innen einer breiten Öffentlichkeit zu vermitteln. Dabei werden Wege aufgezeigt, wie landwirtschaftliche Produktion und Biodiversität Hand in Hand gehen können und dabei gleichermaßen und auch langfristig voneinander profitieren.

Jedes Jahr werden ausgewählte Betriebe und Personen für ihre herausragenden Leistungen gewürdigt. Mit ihren innovativen Ansätzen und Sichtweisen bereiten sie den Weg für eine zukunftsorientierte, wettbewerbsfähige und breit aufgestellte Landwirtschaft, die sich mit dem Biodiversitätsschutz auseinandersetzt. Nominierte BurgenländerInnen dieses Jahr waren Werner Falb-Meixner, der auf seinen Flächen u.a. einen wertvollen Beitrag zum Schutz der Großtrappe leistet, Winzer Johannes Nehrer und Winzerin Birgit Braunstein aus Purbach – sie wurde zu einer der 5 österreichischen Biodiversitäts-Botschafter*innen 2025 gewählt und lädt am 28. Juni zum Weinwandern im Zeichen der Biodiversität zu sich am Hof ein.

Biodynamischer Weinbau in Purbach: Naturverbundenheit als gelebte Praxis

Unsere Vereinsobfrau und Winzerin Birgit Braunstein hat sich mit ihrem Betrieb voll und ganz dem biodynamischen Weinbau verschrieben – ein Ansatz, der weit über den reinen Anbau von Reben hinausgeht.

Als Pionierin der Biodynamie im Weinbau und Hüterin der Artenvielfalt sind für sie sanfter Rebschnitt, gezielter Humusaufbau durch Begrünung in den Weingärten und die Verwendung von Kompost aus eigener Tierhaltung nicht nur Methoden, sondern wertvolle Prinzipien eines nachhaltigen Weinbaus.

Ihr Engagement für die Natur endet jedoch nicht im Weingarten. Von der 25 Hektar großen Fläche werden 20 Hektar für den Weinbau genutzt, auf den restlichen 5 Hektar betreibt sie extensive Grünlandschaft. Ihr artenreicher Trockenrasen, der durch gezielte Beweidung erhalten bleibt, bietet seltenen Pflanzen wie dem Adonisröschen und der Zwerg-Schwertlilie einen wertvollen Lebensraum.

© Birgit Braunstein

Sie schafft vielfältige Lebensräume, die bedrohten Arten Schutz bieten:

  • Pflanzung von Kirschbäumen
  • Anlage einer 6.000 m² großen Kräuterwiese
  • Anbringung von Wiedehopf-Brutkästen
  • Bau von Steinmauern für Kleintiere
  • Installation einer Storchennisthilfe

Mit jedem dieser Maßnahmen wächst ein vitaler Lebensraum für Tiere und Pflanzen – inspirierend für nachhaltige Landwirtschaft und es zeigt: Naturschutz und Genuss gehen Hand in Hand.

Exklusiver Buchbeitrag zum kostenfreien Download

Im Weißbuch Das Ende des Neusiedler Sees? Eine Region in der Klimakrise bietet der Beitrag „Wir sind ein Teil des Ganzen“ weitere inspirierende Einblicke in die innovativen und nachhaltigen Ansätze von Birgit Braunstein im Weinbau. Anlässlich des Internationalen Tags der biologischen Vielfalt stellen wir diesen Buchbeitrag kostenlos zum Download zur Verfügung – eine Gelegenheit, mehr über gelebte Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft zu erfahren.

Buchbeitrag downloaden

Mehrnutzungshecken erhöhen die Biodiversität

Mit positiven Beispiel voran geht auch der renommierte Weinbauer Josef Umathum aus Frauenkirchen. Er bewirtschaftet seine Weingärten ebenfalls biodynamisch, setzt sich für Pflanz- und Pflegeaktivitäten ein und plädiert für einen schonenden Umgang mit den Ressourcen sowie die Wiederaufforstung des Seewinkels mit Bäumen und Hecken.

Mehr dazu erfahren Sie im Interview mit Josef Umathum, sowie im Blogbeitrag „Den Bodenverlust im Seewinkel stoppen“ und im Buchbeitrag „Beginnen wir noch heute mit dem Umdenken“ im Weißbuch Das Ende des Neusiedler Sees? Eine Region in der Klimakrise.

Natur & Wirtschaft im Einklang

Die Verbindung von Natur und wirtschaftlicher Nutzung ist eine anspruchsvolle Aufgabe, die bei PANNATURA mit großer Sorgfalt auf allen Flächen – ob Wald, Feld oder See – umgesetzt wird. Mit rund 44.000 Hektar ist Esterhazy Österreichs größter privater Grundbesitzer. Damit einher geht eine große Verantwortung für den Lebens- und Naturraum im Nord- und Mittelburgenland. Die Vielfalt dieser Flächen könnte kaum größer sein: Neben Wäldern und landwirtschaftlichen Nutzflächen gehören dazu auch Naturschutzgebiete, Wasserflächen, Schilf und Hutweiden.

Besonders bemerkenswert ist, dass über 30 Prozent der Liegenschaften nur stark eingeschränkt oder gar nicht bewirtschaftet werden. Sie stehen vorrangig für spezielle Natur- und Artenschutzanliegen zur Verfügung, um wertvolle Lebensräume zu bewahren und die Biodiversität nachhaltig zu fördern.

Sämtliche Agrarflächen werden von PANNATURA rein biologisch bewirtschaftet. Auf den großen Flächen wird mit Hilfe von Hecken und Windschutzgürteln für eine Strukturierung im Landschaftsbild gesorgt und ein Lebensraum für Insekten und Wildtiere geschaffen. Wildäcker als Trennstreifen in den Ackerflächen fördern die Biodiversität und sorgen ebenfalls als Rückzugsort für viele Tierarten.

© PANNATURA

Eventtipp: Biodiversitätshotspot Trockenrasen im Nordburgenland

Das Nordburgenland beheimatet einen der wertvollsten und zugleich gefährdetsten Lebensräume Mitteleuropas: Den Trockenrasen. Diese einzigartigen Flächen zählen zu den artenreichsten Lebensräumen und werden aufgrund ihrer ökologischen Bedeutung als „prioritäre Lebensräume“ eingestuft. Insgesamt machen Trockenrasen in Österreich einen Anteil von 0,018 % der Gesamtfläche aus, was ungefähr 17 km² entspricht.

www.umweltdachverband.at

Im Rahmen des Projektes „Biodiversitäts-Hotspot Trockenrasen: Schutz und Management“ findet am Donnerstag, den 5. Juni 2025, die Veranstaltung Weide & Wald – Beweidung der Trockenrasen im Nordburgenland“ statt, bei der es um die Erhaltung und Pflege wertvoller Trockenrasenflächen geht. Im Rahmen der Veranstaltung laden der Umwelt Dachverband und PANNATURA Interessierte an Naturschutz und Landwirtschaft ein. Am Programm stehen Impulsvorträge und eine Exkursion in den Lebensraum des Trockenrasens und Flaumeichenwald in St. Margarethen.

Themen der Veranstaltung: • Aktueller Stand des Projekts: Welche Maßnahmen wurden bereits umgesetzt, welche sind noch geplant? •  Trockenrasen-Lebensräume am Kogel •  Beweidung als nachhaltige Methode zur Pflege von Trockenrasen • Die Lebensräume der Flaumeichenwälder • Tiere und Pflanzen des Trockenrasens am Kogel St. Margarethen

📍 Ort: St. Margarethen im Burgenland ⏰ Zeit: 10:00 – 15:30 Uhr

Das detaillierte Programm sowie die Möglichkeit zur Anmeldung finden Sie hier: Umweltdachverband – Wald und Weide

Biodiversität schützen – jeder Beitrag zählt!

Die biologische Vielfalt ist ein wertvolles Gut, das unser Ökosystem im Gleichgewicht hält. Jeder Einzelne kann aktiv dazu beitragen, diesen Schatz zu bewahren – und das oft schon mit kleinen, alltäglichen Entscheidungen.

🌱 Nachhaltige Konsumentscheidungen Bewusster Konsum macht einen Unterschied: Produkte aus biologischer Landwirtschaft fördern nachhaltige Produktionsweisen und erhalten natürliche Lebensräume. Wer regionale und saisonale Erzeugnisse bevorzugt, unterstützt zudem die Artenvielfalt vor Ort.

🐦 Naturschutz aktiv unterstützen Ob durch eine Spende für Naturschutzprojekte oder durch ehrenamtliches Engagement – jede Form der Unterstützung hilft dabei, gefährdete Lebensräume zu schützen und zu erhalten.

🏡 Lebensräume schaffen – auch im eigenen Garten Ein naturnaher Garten kann zur Artenvielfalt beitragen. Wilde Ecken, das Anbringen von Nisthilfen für Vögel und Insekten sowie der Verzicht auf Pestizide sind einfache Maßnahmen mit großer Wirkung.

📣 Wissen weitergeben und Bewusstsein schaffen Nur was wir kennen, können wir schützen. Deshalb ist es wichtig, über die Bedeutung der Biodiversität zu sprechen – sei es im Gespräch mit Freunden, durch Beiträge in sozialen Medien oder durch die Teilnahme an Umweltbildungsangeboten.

Jede Tat trägt dazu bei, unsere Natur mit ihrer biologischen Vielfalt für kommende Generationen zu bewahren. Lasst uns den internationalen Tag der biologischen Vielfalt nutzen, um über die Kostbarkeit der Natur nachzudenken und aktiv zu ihrem Schutz beizutragen!

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