Der Bodenkundler Otmar Nestroy hat sich über Jahrzehnte wissenschaftlich mit der Bodenlandschaft östlich des Neusiedler Sees und südlich der Parndorfer Platte beschäftigt. Als Ergebnis publizierte er u. a. – gemeinsam mit dem GIS-Experten des Nationalparks Michael Kuttner – eine Detailkarte, die eine umfassende Beschreibung über die Böden dieser Region gibt. Ein Beitrag mit einer knappen Übersicht über den Reichtum der sehr heterogenen Böden der Region von Otmar Nestroy.
Das kleinteilige Mosaik unterschiedlicher Bodentypen verdankt das Neusiedler See – Gebiet seiner sehr abwechslungsreichen geologischen Geschichte: Am heutigen Westufer des Sees wuchsen noch im Tertiär, vor ca. 16 Millionen Jahren, Korallenriffe im damaligen Meeresgebiet – ihnen verdanken wir den Leithakalk. Eiszeitlicher Sand und Schotter, mit oder ohne Überdeckung mit Lehm, umrahmen das Seebecken.
„Angeliefert“ wurde der Schotter durch die aus den Alpen kommenden Flüsse. Erst am Ende der jüngsten Eiszeit, also vor etwa 13.000 Jahren, senkte sich der Boden und ließ das Becken des Neusiedler Sees entstehen. Auf rund 25 Quadratkilometer erstreckt sich östlich davon Österreichs größtes Salzgebiet: Wo der salzhaltige Bodenhorizont nicht durch Schotter und Sand überdeckt ist, entsteht der Solontschak-Boden. Bei Trockenheit wandert das Salz mit kapillar aufsteigendem Wasser nach oben und bleibt nach der Verdunstung als weiße Salzausblühung zurück.
Im Solonetz liegt der salzführende Horizont in etwa einem halben Meter Tiefe. Bei Trockenheit entstehen in der sandigen Tonschicht Risse, sie zerfällt in vieleckige kleine Säulen. Bei guter Durchfeuchtung quillt sie hingegen auf und wird wasserundurchlässig, ein senkrechter Salztransport findet also nicht statt. Ist der salzführende Horizont von Schotter- und Sandschichten überdeckt, kann Schwarzerde entstehen.
Überblick über die Böden
In der folgenden Tabelle sind die in den drei ausgewiesenen Bodenlandschaften vorkommenden Bodentypen zu Bodenassoziationen zusammengefasst und nach Leitbodentypen, begleitenden Bodentypen und kleinflächig vorkommenden Bodentypen kategorisiert.
(*) Benennung nach der Österreichischen Bodensystematik 2000 in der Fassung von 2011. In: Nestroy O. et al., Mitteilungen der Österreichischen Bodenkundlichen Gesellschaft, Heft 79, Wien.
(**) Reihung nach der angeschätzten Größe des Vorkommens.
Diese Karte zeigt die relativ kleinteilige Aufteilung der in der Tabelle angeführten Bodentypen östlich des Neusiedler Sees.
Beeindruckende Vielfalt
Was zeichnet die in der Tabelle angeführten Bödentypen aus? Hier eine kurze Charakteristik:
Als Pararendzina wird ein terrestrischer Humusboden auf festem oder lockerem carbonat-haltigem Silikatgestein bezeichnet, wobei die Mächtigkeit des humosen Horizontes 30 cm nicht überschreitet. Wenn dieser mehr als 40 Volumenprozent Grobanteil aufweist, wird eine größere Tiefe toleriert. Dieser Mineralbodenhorizont kann carbonathaltig oder carbonatfrei sein, ist aber in der Regel basengesättigt.
Ein Tschernosem weist meist einen mächtigen humosen Horizont aus carbonathaltigen Feinmaterial (z.B. Löss) auf. Die Bodenart ist meist mittelschwer bis schwer und der Boden ist bis in die Krume meist carbonathaltig. Es ist dies bei ausreichender Mächtigkeit ein für den Ackerbau optimaler Standort.
Ein aus carbonatfreiem Feinmaterial entstandener Boden wird als Paratschernosem bezeichnet. Der meist nur schwach humose Horizont des meist leichten bis mittelschweren Bodens wird von Schotter unterlagert, weshalb die Kulturpflanzen oft unter Trockenstress leiden.
Ein Kolluvisol ist ein meist tiefgründiger Boden aus akkumulierten Erosionsmaterial, das meist durch Niederschlagswasser, teils auch durch Wind, transportiert wurde, an dem oft noch anhand der Bodenmerkmale die Herkunft zu erkennen ist. In Unterhanglagen sind diese Böden oft gute bis sehr gute Ackerstandorte.
Ein maximal 30 Zentimeter mächtiger Oberbodenhorizont, der meist nur schwach humos ist, kennzeichnet einen Kultur-Rohboden. Das gesamte aus Feinsedimenten hervorgegangene Profil zeigt die Merkmale einer periodischen Bearbeitung bzw. von wiederholt auftretenden Erosionsereignissen.
Ist ein Boden durch Auf- und/oder Umlagerung von oberflächennahen Bodenmaterial (z.B. Baugrubenaushub) und/oder von unterliegenden Grundgestein geprägt, dann wird dieser als Planieboden bezeichnet. Oft sind im Profil auch begrabene Humusschichten zu erkennen.
Gleye sind Böden, die durch einen hohen Grundwasserstand und massiven Grundwassereinfluss geprägt sind. Je nach Intensität und Schwankungsamplitude des meist sauerstoffarmen Grundwassers sind Oxidations- wie Reduktionszonen im Boden deutlich zu erkennen.
Ein wichtiger Boden in der Klasse der Salzböden ist der Solontschak, der aufgrund der Salzausblühungen (Salzkrusten) an der Oberfläche auch als Weißer Salzboden oder Weißalkaliboden bezeichnet wird. Infolge der für viele Kulturpflanzen schädlichen Konzentration an wasserlöslichen Salzen werden diese Standorte nur von meist horstbildenden Halophyten besiedelt.
Der Solonetz steht ebenfalls in der Klasse der Salzböden und wird aufgrund des Fehlens von oberflächennahen Salzausblühungen auch als Schwarzer Salzboden oder Schwarzalkaliboden bezeichnet. Der Gehalt an freien Salzen und dadurch der Salzeinfluss sind ist hier geringer als bei einem Solontschak, doch liegen Natrium- wie auch Magnesiumsalze im Boden in gebundener Form vor.
Der Solontschak-Solonetz stellt, wie es schon diese Namenkombination erkennen lässt, aus bodengenetischer Sicht eine Kombination von Solontschak und Solonetz in der Klasse der Salzböden dar. Deshalb werden diese Standorte neben Halophyten auch von anderen, mehr oder minder salzverträglichen Pflanzen besiedelt und auch in die landwirtschaftliche Produktion einbezogen.
Niedermoore sind durch einen hohen Gehalt (mehr als 35 Masseprozent) von organischer Substanz und einer Mindestmächtigkeit des Torfhorizontes von 30 Zentimeter charakterisiert.
Ein Anmoor lässt sich im Gelände an einem mehr als 30 Zentimeter mächtigen hydromorphen Mineralbodenhorizont erkennen, der einen Gehalt an organischer Substanz zwischen zehn und 35 Masseprozent aufweist. Typisch ist auch die blauschwarze Färbung wie der tintige, an Gerbsäure erinnernde Geruch.
Die Feuchtschwarzerde ist ein von ehemaligem Grundwasser geprägter Bodentyp, wobei ein aktueller episodischer Grundwassereinfluss nicht auszuschließen ist. Die Mächtigkeit des aus Feinmaterial hervorgegangenen Oberbodens beträgt mindestens 30 Zentimeter, weshalb dieser Bodentyp gute bis sehr gute Ackerstande darstellt.
Anmerkung: Der Text von Otmar Nestroy ist ein verkürzte Version des ursprünglich in der 106. Ausgabe von „Geschnatter“, der Zeitschrift des Nationalpark Neusiedler See – Seewinkel, erschienen.
Hoher Bodenverbrauch
Im Sinn des Weltbodentags stellt sich die Frage: Wie ist der Umgang mit Böden im Burgenland, was Flächenverbrauch und Versiegelung betrifft?
Statistisch gesehen ist die Flächenversiegelung im Burgenland höher als im Rest Österreichs. Wie der Kurier anhand des WWF-Bodenreports 2024 – Die Verbauung Österreichs vorrechnete, beträgt die versiegelte Fläche 3,8 Prozent der gesamten Landesfläche. Damit liegt man gemeinsam mit Oberösterreich österreichweit an der Spitze.
Auch bei der Flächeninanspruchnahme liegt das Burgenland mit zehn Prozent der Fläche an der Spitze der Statistik (die Bundeshauptstadt Wien ausgenommen).
Experten weisen darauf hin, dass das Burgenland zwar das drittkleinste Bundesland ist, durch den Wegfall alpiner Bereiche aber einen vergleichsweise höheren Anteil an nutzbaren Flächen besitzt. Daraus ließe sich mangelndes Bewusstsein für die Problematik der Flächeninanspruchnahme sowie von Versiegelung erklären.
Den Löwenanteil versiegelter Flächen macht der Verkehr (mit 88 Quadratkilometer) aus. Für Wohnen, Industrie, Gewerbe u.ä. wurden bislang rund 80 Quadratkilometer versiegelt. Die Folgen der Versiegelung sind ausführlich dokumentiert: Die Verbauung zerschneidet Lebensräume von Tieren und Pflanzen, die CO2-Speicherung des Bodens geht verloren, es entstehen Hitzeinseln.
Gerade hinsichtlich des Reichtums an unterschiedlichen Bodentypen (insbesondere in der Region Neusiedler See) wäre es dringend geboten, Raumplanungskonzepte zu entwickeln, die den Flächenfraß eindämmen. Nicht zuletzt leidet das Landschaftsbild der Welterbe-Region und ihrer Kultur- und Naturgüter.
Die Karte der Österreichischen Raumordnungskonferenz (ÖROK) zeigt anschaulich, wie sehr die Böden insbesondere im Osten Österreichs unter Druck stehen.
Die Karte erschien in einer Publikation der Biologischen Station Neusiedler See, in der Otmar Nestroy und Michael Kuttner einen sehr klaren Überblick über die Böden im Seewinkel und dem österreichischen Teil des Hanság geben.