Buchrezension: Die große Hitze

Ein apokalyptisch anmutendes Szenario, das einem die Autoren zu Beginn präsentieren. Doch die Botschaft des Buches ist nicht, Schrecken zu verbreiten, sondern Alternativen aufzuzeigen.

Eine der profundesten Publikationen zum Thema Klimaerwärmung im deutschsprachigen Raum bisher: „3 Grad mehr“, herausgegeben von Klaus Wiegandt („Forum für Verantwortung“) skizziert zu Beginn ein Klimaszenario, das die Veränderung der Erde beschreibt, sobald einige der so genannten „Kipppunkte“ (Effekte, die sich durch Rückkoppelung selbst verstärken) erreicht sind. Das wäre bei einem Temperaturanstieg von etwa drei Grad der Fall. Mit der Erwärmung der Ozeane würde sich die Atlantikzirkulation (der „Golfstrom“) verschieben, die heute wie eine große Zentralheizung für den Nordatlantikraum bis nach Europa funktioniert. In der Folge käme es zu deutlichen Veränderungen der Klimazonen. Die Regenwälder des Amazonasgebiets (sowie des gesamten tropischen Regenwaldgürtels) wären verstärkt von Dürren betroffen, wodurch sich eine wichtige Kohlenstoffsenke in eine Kohlenstoffquelle verwandelt. Anzeichen dafür gibt es bereits heute. Als Folge einer Verschiebung der Vegetationszonen wären des weiteren globale Waldverluste im zweistelligen Prozentbereich zu erwarten. Der Wald würde durch Brände und verstärkten Insektenbefall dezimiert. Die Landwirtschaft hätte mit Hitze, Dürren und Extremereignissen zu kämpfen, die Biodiversität würde weiter reduziert, ein Kollaps wichtiger Ökosysteme im Nordatlantik stünde bevor.

Naturbasierte Lösungen

Ein apokalyptisch anmutendes Szenario, das einem die Autoren – allesamt namhafte Klimaforscher und Biologen – zu Beginn präsentieren. Doch die Botschaft des Buches ist nicht, Schrecken zu verbreiten, sondern Alternativen aufzuzeigen. So heißt es im Untertitel: „Ein Blick in die drohende Heißzeit und wie uns die Natur helfen kann, sie zu verhindern.“ Deshalb sind zwei Drittel des Buches mit Lösungen befasst, die sich vornehmlich auf naturbasierte Ansätze beziehen. Damit unterscheidet sich „3 Grad mehr“ von vielen anderen Publikationen zur Klimakrise, sondern hat auch den Anspruch, komplexere Zusammenhänge, die in der täglichen Medienberichterstattung verloren gehen, zu erläutern. Für alle, die es interessiert. Eine Empfehlung.

Klaus Wiegand (Hrsg.)

3 Grad mehr. Ein Blick in die drohende Heißzeit, und wie uns die Natur helfen kann, sie zu verhindern.

Oekom Verlag, München 2022

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert