Region Neusiedler See: Nachhaltigkeit als Tourismusfaktor

Die Zertifizierung des Burgenlandes als nachhaltige Tourismusregion läuft seit Anfang des Jahres. Wer oder was wird hier eigentlich zertifiziert?
Purbach am Neusiedler See: Eine von rund 40 Gemeinden im Nordburgenland, die für die Nachhaltigkeitszertifizierung gefragt sind.
Purbach am Neusiedler See: Eine von rund 40 Gemeinden im Nordburgenland, die für die Nachhaltigkeitszertifizierung gefragt sind. Foto: Lukas Beck © by Lukas Beck

Noch laufen die Gespräche mit Gemeinden und Betrieben, um das Ziel der Zertifizierung des Nordburgenlandes – so wie des gesamten Burgenlandes – für nachhaltigen Tourismus wie geplant bis 2025 abzuschließen. Dass der Prozess für eine Dauer von über einem Jahr angesetzt ist, lässt erkennen, dass es sich hier weniger um eine rasch durchgeführte Werbemaßnahme handelt als um einen Schritt, der auf strukturellen Kriterien plus Veränderungen beruht.

Was bedeutet das konkret? Franziska Kasztler begleitet den Prozess als Nachhaltigkeitsmanagerin im Nordburgenland. Sie nennt drei Anforderungen in ökologischer, ökonomischer und sozialer Hinsicht, die gemäß einem Kriterienkatalog erfüllt werden müssen.

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Warum möchte sich das Nordburgenland zertifizieren lassen?

Schon wieder ein Zertifikat?

Der Markt mit seinen vielen Öko-Zertifikaten für Produkte und Unternehmen ist für Konsumenten längst unüberschaubar geworden. Viele der Labels werden von jenen Unternehmen bezahlt, die danach mit ihnen werben. Insofern ist es eine Frage der Glaubwürdigkeit, mit welchen Zertifikaten man arbeitet.

Die Zertifizierung im Burgenland basiert für Betriebe auf dem Österreichischen Umweltzeichen, für das das Klimaministerium (und der VKI – Verein für Konsumenteninformation) verantwortlich ist. Die Zertifizierung für die Region erfolgt anhand der Kriterien von TourCert, einem Siegel, das auf internationaler Ebene eine Einordnung ermöglichen soll. Das Zertifikat gilt für vier Jahre und muss dann erneuert werden. Mehr dazu im Gespräch mit Christian Baumgartner, Ko-Founder von TourCert Austria.

Patrik Hierner, Geschäftsführer des Tourismusverbands Nordburgenland, spricht von einem echten Anliegen, mit glaubhaften Zertifikaten zu arbeiten, die auf Transparenz und Kontrolle beruhen, um sich von Greenwashing klar abzugrenzen. Ziel sei es, nach innen Bewusstsein zu schaffen, nach außen Haltung zu präsentieren, sowie Betriebe und Gemeinden für die kommende EU-Gesetzgebung (EU Green Claims) samt Förderungen und Finanzierungen vorzubereiten. Mehr über Green Claims erfahren Sie hier.

Um welche Kriterien geht es?

Franziska Kasztler (interviewt vor dem Gebäude des Nationalparks Neusiedler See – Seewinkel) nennt als einen wesentlichen Fokus die Mobilität. Laut einer durchgeführten Umfrage würden rund 91 Prozent der Gäste mit dem Auto in die Region anreisen. Insofern seien die Kommunikation des vorhandenen ÖPNV-Angebots sowie mögliche Lückenschlüsse ein wichtiger Aspekt in diesem Prozess.

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Welche Kriterien sind für die Zertifizierung wichtig?

Weitere Kriterien sind laut Kasztler – gerade für eine nachhaltige Betriebsführung – die Themen Energie, Abfall, der Umgang mit Papier oder auch die Reinigung. Wie steht es um den Einsatz von erneuerbaren Energieträgern? Welche Beleuchtungslösungen gibt es? Wie wird Mülltrennung praktiziert und kommt Einweggeschirr zum Einsatz? Der Umgang mit Ressourcen werde auch im Tourismus immer wichtiger.

„Immerhin sind bereits jetzt 25 Prozent der Gäste bereit, mehr für einen nachhaltigen Urlaub zu bezahlen. Das zeigt, welche Rolle dieses Thema gesellschaftlich bereits spielt.“

Franziska Kasztler

Grundsätzlich lässt sich sagen: Mit der angesprochenen Transparenz steht und fällt – neben Kriterien und Kontrolle – die Glaubwürdigkeit eines Zertifikats. Das Österreichische Umweltzeichen führt seine Richtlinien etwa für Tourismusdestinationen öffentlich einsehbar. (Alle weiteren Vorgaben für Campingplätze, Gastronomie und Kulturbetriebe finden sich hier.)

Von 116 Kriterien der Richtlinien des Österreichischen Umweltzeichens sind 63 als MUSS-Kriterien festgelegt. Sämtliche Kriterien basieren auf dem internationalen TourCert-Katalog.

Wer soll sich beteiligen?

Um die Region Neusiedler See als nachhaltige Tourismusregion gesamt zu zertifizieren, ist es Voraussetzung, dass sich alle Gemeinden beteiligen. Eine Herausforderung dürfte es sein, auch jenen Gemeinden, die nicht unmittelbar touristisch ausgerichtet sind, die Bedeutung und die Vorteile dieser Unternehmung zu vermitteln. Nachhaltigkeit ist immerhin kein kurzzeitiger Trend, es zeigt sich vielmehr, dass ökologische Lösungen auch in Sektoren wie dem Tourismus immer wichtiger werden.

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Wie können die Gemeinden von der Zertifizierung überzeugt werden?

Mehr zum Thema: Interview mit Christian Baumgartner, Ko-Gründer von TourCert Austria.

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