Den Bodenverlust im Seewinkel stoppen

Josef Umathum, einer der renommiertesten Weinbauern der Region, plädiert für einen schonenden Umgang mit den Ressourcen und eine Wiederaufforstung des Seewinkels mit Bäumen und Hecken. Das ökologisch geführte Weingut liegt in Frauenkirchen.
Pepi Umathum will den Bodenverlust im Seewinkel stoppen
Foto © by Lukas Beck

Der Bezirk Neusiedl am See ist der waldärmste Bezirk in ganz Österreich. Nur ein Prozent der Landfläche sind mit Bäumen bedeckt. Das hat Auswirkungen auf die Landschaft. Die geographische Lage zwischen dem Leithagebirge und den Hainburger Bergen bewirkt eine Art Düseneffekt und eine Verstärkung des Windes, der hier durchzieht. Für die moderne Stromerzeugung durch Windenergie kann das positiv genutzt werden.

Aber für die Landwirtschaft bedeutet das, dass der Wind meist ungebremst über das weite ebene Land fegt und den Böden das wenige Wasser entzieht. Das befördert auch die Erosion. Die ohnehin oft nur geringen Niederschläge lösen dann die Mineralien im Oberboden. Sie werden durch Sonne und Wind an die Oberfläche gezogen, womit die Versalzung der Böden voranschreitet.

Der Bezirk Neusiedl am See ist der waldärmste Bezirk in ganz Österreich. Nur ein Prozent der Landfläche sind mit Bäumen bedeckt. Der Wind fegt über das Land und entzieht den Böden das wenige Wasser.

Mehrnutzungshecken erhöhen die Bodenbonität und Biodiversität

Historisch gesehen war das Gebiet östlich des Neusiedler Sees mit solitär stehenden Buchen und Eichenbäumen sowie zahlreichen Hecken bestückt. Hecken vermindern die Windgeschwindigkeit bis zu einer Entfernung vom 25-Fachen der Heckenhöhe auf der vom Wind abgewandten Seite – und bis zum Fünffachen auf der windzugewandten Seite. Die Wiederaufforstung der Landschaft östlich des Neusiedler Sees mit Hecken und Bäumen wäre somit aus ganz unterschiedlichen Gründen von großem Vorteil. Sie bremst den Wind, sie schützt den Boden vor Erosion, sie vermindert die Wasserverdunstung, sie ermöglicht einen Anstieg des Grundwasserspiegels, sie verbessert die Bodenbonität, sie bietet ein Rückzugsgebiet und erhöht damit die Biodiversität, und sie beeinflusst auch das Mikroklima positiv.

Die Hecken könnte jeder nach seinen eigenen Bedürfnissen gestalten. Es könnten „Mehrnutzungshecken“ angelegt werden, neben Kräutern könnte Wildobst, ja sogar Gemüse dazwischen gepflanzt werden. Abgesehen von all diesen so wichtigen Einzelaktivitäten wäre es aber auch notwendig, gemeinsame Maßnahmen zu setzen. Gemeinsame Pflanz- und Pflegeaktivitäten machen uns sensibler für die Probleme der Natur, stärken das Gemeinschaftsgefühl und das Verantwortungsbewusstsein für die Umwelt und die Mitmenschen.

Dabei darf man nicht die Geduld verlieren, weil diese Veränderungen nur sehr langsam sichtbar werden. Aber jeder versäumte Tag ist ein verlorener Tag. Daher: Beginnen wir noch heute mit dem Umdenken.

Mehr zu diesen Themen in der Publikation „Das Ende des Neusiedler Sees? Eine Region in der Klimakrise“ (Residenz Verlag).

Zur Person

Josef Umathum studierte Geologie, übernahm aber 1985 den Betrieb seiner Eltern, der ursprünglich eine Seewinkel auf ökologischen Anbau um orientierte sich an den Prinzipien von Demeter. Umathum in Frauenkirchen bewirtschaftet seine Weingärten biodynamisch, auch wenn das nicht auf den Etiketten vermerkt ist. Die Ernte erfolgt von Hand.

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