Strategien gegen den Wassermangel

Die Wasserknappheit in der Region Neusiedler See ist in vielen Bereichen zu spüren. Am sichtbarsten ist sie im Seebecken, doch es geht um viel mehr: um den Grundwasserhaushalt für eine Region mit rund 100.000 Einwohnern.

Warum ist die Region von Wasserknappheit betroffen?


Aufgrund der sinkenden Grundwasserspiegel in der Region hat die Burgenländische Landesregierung die „Taskforce Neusiedler See – Seewinkel“ eingerichtet. Anders als es die mediale Darstellung nahelegt, gilt deren Arbeit aber nicht primär dem Erhalt des Sees und seinem isoliertem Wasserkörper, sondern der Ausarbeitung eines umfassenden Konzepts gegen den Wassermangel und zur Stabilisierung des Grundwasserhaushalts in der gesamten Region. Betroffen ist vor allem der Seewinkel, in dem die Landwirtschaft eine gewichtige Rolle spielt.

Durch Drainagen, die zum Teil schon vor Jahrhunderten angelegt wurden, ist das ehemalige großflächige Feuchtgebiet heute von Wasserknappheit betroffen.

Die Ableitung von Niederschlagswasser durch Grabensysteme sowie bewässerungsintensive Kulturen trägt zu einem erhöhten Ressourcenverbrauch bei. Sie führt auch dazu, dass Niederschlagswasser nicht in der Region gehalten werden kann. Verschärft wird diese Situation durch eine voranschreitende Klimaerwärmung, die eine ungünstige Verteilung der Niederschläge zur Folge hat und rasche Verdunstung fördert.

Der dramatisch gefallene Grundwasserpegel wird in der Öffentlichkeit nicht wahrgenommen, weil er nicht sichtbar ist – außer in Schottergruben wie z. B. hier bei Wallern.

Welche Rolle spielt der See?

Der Neusiedler See liegt in einem Becken, das weitgehend isoliert und damit unabhängig vom Grundwasserkörper ist. Deshalb ist es wichtig, die Situation des Sees und seine Rolle etwa für den Tourismus unabhängig von der Problematik des Grundwassers zu diskutieren. Als flacher Steppensee ist er – in der heutigen Form – seit seiner Entstehung vor rund 13.000 Jahren in unregelmäßigen Perioden immer wieder ausgetrocknet. Das ist vermutlich einer der Gründe, warum er – anders als viele glaziale Seen – noch nicht verlandet ist und bis heute existiert. Historisch gesehen hatte der See wahrscheinlich keine natürlichen Abflüsse bzw. ging das heutige südliche Seeufer nahtlos in das große Sumpfgebiet des Hanság über.

Mit der Abtrennung von einigen kleineren Zubringern, dem Kappen der Verbindungen zum weitverzweigten Donauauen-System und dem Bau des Einser-Kanals wurde der See noch stärker von der Versorgung durch Niederschläge abhängig.

Heute ist der Wasserhaushalt des Sees massiv von anthropogenen Eingriffen geprägt. Der Wasserstand wird durch Regulierung relativ konstant gehalten, Überschwemmungen kommen prägen das Seegebiet kaum mehr.

Eine Taskforce gegen den Wassermangel

Die „Taskforce Neusiedler See – Seewinkel“ wurde von der Burgenländischen Landesregierung beauftragt, Lösungen zur Wasserversorgung der Region zu erarbeiten – in Bedacht auf die unterschiedlichen Interessen von der Landwirtschaft über den Naturschutz bis zum Tourismus. Dazu ist ein ganzes Paket an Maßnahmen notwendig. Eine wichtige Aufgabe ist es, Niederschlagswasser möglichst umfassend in der Region zu halten. Der Zustand bestehender Entwässerungsgräben und Sperren spielt dabei eine wichtige Rolle. Des weiteren wurde bereits ein Maßnahmenkatalog zur Regulierung der Landwirtschaft erarbeitet. Das betrifft sowohl bestimmte Fruchtarten wie auch die eingesetzten Bewässerungstechniken.

Da es sich bei der Region Neusiedler See um das Gebiet mit den geringsten Niederschlägen in ganz Österreich handelt, wird auch eine Dotation des Seewinkels und des Neusiedler Sees geprüft.

In den vergangenen Jahren wurden deutlich geringere (Winter-)Niederschläge als im langjährigen Durchschnitt verzeichnet. Das ist nur eine von mehreren möglichen Folgen der Klimaerwärmung, die nahelegen, dass sich der Grundwasserkörper unter den gegebenen Umständen nicht mehr regenerieren kann. Deshalb wird zusätzlich zu den erwähnten Maßnahmen an einer Dotation zur Durchfeuchtung des Seewinkels gearbeitet.

Ein wesentlicher Fokus gilt dabei neben der Landwirtschaft auch den wertvollen Salzlacken im Nationalparkgebiet, von denen aktuell nur mehr eine geringe Anzahl als intakt eingeschätzt wird.

Im Jahr 2022 wurde eine Absichtserklärung zwischen der österreichischen und der ungarischen Seite über eine Zuleitung aus der Mosoni Duna (Wieselburger Donau) unterzeichnet. Im Rahmen dieser geplanten Maßnahme soll auch der Neusiedler See mit Wasser versorgt werden. Hinsichtlich der Wasserqualität gibt es nach bisherigem Wissensstand keine grundsätzlichen „Red flags“ für eine Wasserzufuhr. Allerdings betonen Experten, dass es strenge ­Vorgaben sowohl in hydrologischer wie auch in hydrochemischer Hinsicht gibt. Damit sind noch viele Fragen offen, die es auf wissenschaftlicher Ebene zu klären gilt. Unter anderem gilt es auch, die kritische Menge des zugeführten Wassers zu ermitteln.

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