Humusaufbau für das Klima

Regenerative Landwirtschaft setzt auf eine Vitalisierung von Böden, die CO2 speichern.

Im Agrarbereich gibt es verstärkt Initiativen, Humus durch gezielte Maßnahmen zu fördern. In einem Beitrag auf orf.at erklärt der Biobauer Johannes Mühl aus dem Marchfeld, wie sich Böden regenerieren lassen. Er setzt auf ganzjährige Mischkulturen, Untersaaten und Zwischenfrüchte. Ziel ist es, das Ökosystem Boden mit seinen Mikroorganismen zu stärken und dadurch die Resilienz der Pflanzen zu erhöhen.

Böden als Kohlenstoffspeicher

In Österreich ist die Landwirtschaft für rund elf Prozent der Treibhausgase verantwortlich (global beträgt der Anteil rund 20 Prozent). Zwei Drittel stammen aus der Haltung von Nutztieren, ein Drittel aus dem Einsatz fossiler Energieträger. Dass die Landwirtschaft über eine verantwortungsvolle Bodenbewirtschaftung vom Emittenten zum Klimaschützer werden kann, wollte der französische Landwirtschaftsminister Stéphane le Foll bereits auf dem Weltklimagipfel im Dezember 2015 in Paris (COP 21) aufzeigen:

Die Initiative „4-Promille“ der französischen Regierung zielte darauf ab, durch den Erhalt und die Vermehrung von organischer Substanz in landwirtschaftlichen Böden mehr Kohlenstoff zu binden. Laut Berechnungen könnten durch eine weltweite Steigerung des Humusgehalts um nur vier Promille die CO2-Emissionen global weitgehend kompensiert werden.

Eine Kalkulation, die sich in der Praxis nicht darstellen lässt, wie das deutsche Thünen-Institut in einem Bericht ausführt. Praktisch realisierbare Potenziale zur Bodenkohlenstoffsequestrierung seien wesentlich geringer, zeitlich begrenzt und außerdem reversibel, denn aus Kohlenstoff-Senken können auch wieder Kohlenstoff-Quellen werden. Allerdings führe die Initiative einen wichtigen Ansatz wieder ins Bewusstsein: die Bedeutung der Böden für den Klimaschutz, für die Anpassung an den Klimawandel und für die Ernährungssicherheit durch die Erhöhung der Bodenfruchtbarkeit.

Bodenerosion in Österreich verzehnfacht

Dauerbegrünung ist ein wesentlicher Ansatz, um Bodenerosion durch Wind oder Regenauswaschungen zu vermeiden. In Österreich hat sich die Erosion seit den 1950er-Jahren verzehnfacht, wie eine Studie des Instituts für Kulturtechnik und Bodenwasserhaushalt in Petzenkirchen (NÖ) auf Basis von Langzeiterhebungen errechnet hat. Im Gespräch mit Der Standard erklärt der Studienautor Elmar Schmaltz, dass Starkregenereignisse (die sich durch die Klimaerwärmung häufen werden) bislang noch nicht die Hauptursache für Bodenerosion sei.

Vielmehr würde sich die Größe der Äcker und fehlende Strukturen (Windschutzhecken, etc.) auswirken. Zusätzlich werde verstärkt auf Kulturen wie Mais, Kartoffel, Zuckerrüben gesetzt, die Winderosion befördern. Mais sei laut Schmaltz eine „erosionsgefährdende Feldfrucht“: Erst spät im Frühjahr gepflanzt würden die Flächen zwischen den Pflanzen lange unbedeckt bleiben. Die Frage der Bodenerosion und von Humusaufbau ist ein wichtiger Teil der Diskussion darüber, wie die Landwirtschaft für die Zukunft klimafit werden kann.

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