Regen: nur wenig Entlastung für das Grundwasser

Das Jahr begann trocken, für die Landwirtschaft stand in fünf Gemeinden bereits ein Bewässerungsverbot im Raum. Die jüngsten Niederschläge sorgten für ein Aufatmen. Doch was haben sie für den Grundwasserspiegel, den See und die Salzlacken tatsächlich gebracht?

Schon hatte man sich auf das nächste Krisen- bzw. Trockenjahr eingestellt. Der wichtige Regen im Winter war weitgehend ausgeblieben, die Grundwasserstände lagen im Frühling weiterhin deutlich unter dem langjährigen Mittel. Über die drohende Austrocknung des Neusiedler Sees wurde bereits wieder heftig spekuliert – und damit über verbundene Fragen: Wie sollte der Tourismus sich auf so ein Szenario einstellen? Doch seit Mitte April kam es ganz überraschend zu drei stärkeren Niederschlagsereignissen. Im See stieg das Wasser durch die drei Schübe um gut 30 Zentimeter an. Die Lacken, von denen die ersten bereits im Frühling trocken gefallen waren, erhielten lebenswichtiges Nass. Und auch die Grundwasserspiegel sollten sich erholt haben. Ein Blick auf das Wasserportal des Landes zeigt aber, dass der Grundwasserkörper nur träge reagiert. Insbesondere, wenn die Böden trocken sind, die Vegetationsperiode bereits begonnen hat und wärmere Temperaturen die ankommende Feuchtigkeit rascher wieder verdunsten lassen. Der subjektive Eindruck, dass es viel geregnet hat, deckt sich oft nicht mit den Zahlen. Grundsätzlich gilt: Bei Nordwestwetterlagen erscheint der Himmel über dem Neusiedler See zwar bewölkt, aber es kommt kaum zu Niederschlägen. Interessanter wird es mit den so genannten Fünf-B-Wetterlagen, die von der Adria, von Genua kommen. Diese warmen Luftmassen transportieren massive Feuchtigkeit und haben davon auch für den pannonischen Raum noch genügend übrig. Das war auch im Frühling im April und Mai der Fall, wo man die dreieinhalbfache Menge des langjährigen Mittels (40 Millimeter) verzeichnen konnte. Wie ist der Regen also für die einzelnen Bereiche einzuordnen?

Stand Juli 2023: Die Niederschläge sind fast doppelt so hoch wie im vergangenen (Trocken)jahr. © by Wasserportal Burgenland

Das Grundwasser füllte sich vom Hanság Richtung Norden etwas auf

Wie hat sich der Regen nun auf das Grundwasser im Seewinkel ausgewirkt, wo es die größte Nutzung des Grundwassers gibt? Karl Maracek von der Taskforce Wasser des Landes dazu:

Regnet es im Frühling, so wie heuer im April und Mai, wo bereits ein Bewässerungsverbot im Raum stand, und zugleich die Landwirtschaft startete, dann bringt das natürlich eine enorme Entlastung. Und zwar deshalb, weil die Felder nicht beregnet werden müssen und dadurch das Grundwasser geschont wird.

Karl Maracek

Wieviel Regen braucht es aber, bis dieser den Grundwasserkörper überhaupt erreicht? Genügen ein paar Regentage wie diese, um den Grundwasserstand anzuheben?

Der Effekt zeigt sich deutlich an den Verlaufskurven. Vor den Niederschlagsereignissen war der Grundwasserstand sehr tief. In Eisenstadt lag er bis Mai sogar unter dem Verlauf des vorigen Jahres, das bereits sehr trocken war. Der Wasserstand hat sich in der Folge vom Süden, vom Hanság her aufgefüllt. Das kann man sich so vorstellen: Das Regenwasser sickert in den Boden ein und bewegt sich als Grundwasser langsam in Richtung Einser-Kanal, wo es ansteht. Es verflüchtigt sich also nicht wie bei Trockenheit, sondern spannt sich etwas auf und erhöht sich sukzessive vom Süden Richtung Norden. Dort, wo das Grundwasser im Vergleich zum Gelände relativ hoch steht, gibt es die Möglichkeit, dass sich Grundwasser auch außerhalb des Winters bilden kann.

Karl Maracek

Das ist deshalb schwieriger, weil es zu dieser Jahreszeit wärmer und die Verdunstung höher ist, und weil die Vegetationsphase bereits begonnen hat. In heurigen Frühling aber war es beständig kühl, beim ersten Regen kamen 80 bis 90 Millimeter in der Region dazu, beim zweiten Mal 50 bis 60 Millimeter und beim dritten nochmal eine relevante Menge. Wichtig war, dass bereits eine Vorfeuchte im Boden vorhanden war, so dass das Wasser gut vom Boden aufgenommen werden konnte.

Grundwasserstand in Frauenkirchen im Juli 2023: Die Kurve liegt 40 Zentimeter über dem Stand des Vorjahres, aber immer noch fast 70 Zentimeter unter dem langjährigen Mittel. © by Wasserportal Burgenland

Bewässerungsverbot für Landwirtschaft stand bereits im Raum

Dabei begann die Saison aufgrund der Trockenheit nicht so gut. Das Beweissicherungssystem zur Beschränkung der Wasserrechte war bereits angelaufen. Als äußerste Maßnahme kann ein Bewässerungsverbot folgen. Im heurigen Jahr waren bereits fünf Regionen in diese restriktive Phase gekommen. Das bedeutet: Wenn die unteren Grenzwasserstände unterschritten werden, kommt es im zweiten restriktiven Jahr zu Bewässerungsverboten. Davon betroffen war im Frühling bereits je eine Region in Podersdorf, in Tadten und in Apetlon sowie zwei in Illmitz. Die Situation hat sich mittlerweile so weit entspannt, dass auch das letzte Verbot in Illmitz wieder aufgehoben werden konnte. Das bedeutet konkret?

Konkret sprechen wir hier von einem Verbot der konventionellen Bewässerung, also der Überkopfberegnung. Die Tröpfchenbewässerung bleibt hingegen erlaubt. Auch im geschützten Anbau – etwa in Folientunnel und Glashäusern – ist während solcher Phasen die Bewässerung weiterhin möglich.

Christian Sailer, Leiter der Taskforce Wasser

Das Verbot betrifft also v.a. sehr ineffiziente Formen der Beregnung, bei denen es hohe Verluste durch Verdunstung gibt. Bevor es zur restriktiven Phase kommt, ist eine Warnphase vorgesehen. In dieser Vorstufe befanden sich heuer bereits neun bis zehn Teilregionen. In diesen Phasen ist Überkopfbewässerung zwar erlaubt, allerdings nur in der Nacht.

Hätten wir im Frühjahr während der Anbauphase tatsächlich ein weitreichendes Bewässerungsverbot aussprechen müssen, hätte es sicherlich einen Aufschrei gegeben. Allerdings sehe ich schon einen Bewusstseinswandel bei den Landwirten. Die Botschaft, dass man wassersparender bewässern muss, ist großteils angekommen.

Christian Sailer

Fazit

Einige Wochen mit Regenphasen sind deutlich zu wenig, um die vergangenen Trockenjahre zu kompensieren. Für eine Erholung der Grundwasserkörper wären mehrere Winter mit ausreichend flüssigen oder festen Niederschlägen nötig. Das kühle, vorsommerliche Wetter hat die Entnahme aus dem Grundwasser zwar verzögert. Sobald die Beregnung der Felder einsetzt, wird aber wieder auf die Wasserreserven zugegriffen. Strukturelle Maßnahmen, um den Grundwasserkörper zu regenerieren, sind trotz der Niederschläge auch weiterhin notwendig.

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