Rekordverluste durch Verdunstung im Neusiedler See

Der Neusiedler See verliert sein Wasser fast ausschließlich durch Verdunstung. Die Jahre 2022 und 2021 zeigen dramatische Werte.

Die beiden vergangenen Jahre waren besonders stark von der Diskussion über die Zukunft des Sees geprägt und wie sich die ungewisse Entwicklung auf die Region auswirkt. Welche Bedeutung hat der See mit einem voraussichtlich über Jahre niedrigen Wasserstand? Welche neuen Freizeit- und Tourismuskonzepte sind zu entwickeln? Fragen wie diese sind zweifellos parallel zu den Dotationsbemühungen für den See zu diskutieren.

Negative Bilanzen überwiegen seit 2009

Statistisch gesehen lässt sich das Verhältnis von Niederschlägen und Verdunstung in den vergangenen 14 Jahren beeindruckend darstellen. Zwar erholte sich der See im heurigen Jahr aufgrund der späten Frühjahrsniederschläge etwas. Der Wasserspiegel stieg um rund 30 Zentimeter, liegt aber immer noch unter dem langjährigen Mittel. Doch die Wasserverluste durch Verdunstung werden sich im Zuge der Klimaerwärmung erhöhen.

Die Wasserbilanz zeigt, dass man neun Jahre zurückblicken muss, um ein Jahr zu finden, in dem es über dem See mehr geregnet hat, als ihm durch Verdunstung entzogen wurde. Das war im Jahr 2014. Seither zeigt der Verlauf eine negative Bilanz der Niederschläge im Verhältnis zu den Wasserverlusten. Diese kurzfristige Entwicklung findet in den Jahren 2021 und 2022 ihren Höhepunkt. Hier verdunstet fast doppelt so viel Wasser aus dem See, als ihm durch Regen zugeführt wurde. Die Niederschläge im Diagramm sind dunkelblau dargestellt, die Verdunstung hellblau.

Ob sich diese Tendenz über die nächsten Jahre so fortsetzt, lässt sich für Gerhard Kubu vom Institut für Meteorologie und Klimatologie an der BOKU in Wien nicht eindeutig sagen. Dafür würden viele Faktoren eine Rolle spielen, neben den Jahresniederschlägen und den Temperaturen etwa auch die Windgeschwindigkeit und die Trockenheit der Luft. Was sich aber abzeichnet ist, dass die Niederschläge eine sinkende Tendenz aufweisen. Dazu kommt, dass laut Klimamodellen durch die zunehmende Erwärmung mehr Energie in der Luft ist. Das treibt sowohl die Windgeschwindigkeit wie auch die Verdunstung an.

Der Neusiedler See ist als Steppensee zum überwiegenden Teil von Niederschlägen abhängig. Mit rund 18 Prozent wird er zu einem kleinen Teil von Zuflüssen gespeist. Anhand der Tabelle lässt sich erkennen, dass in Jahren geringerer Niederschläge den Zuflüssen eine größere Rolle zukommt. Allerdings können bei ausbleibendem Regen bzw. einer ungünstigen jahreszeitlichen Verteilung der Niederschläge (in den wärmeren Monaten) die Zubringer die fehlende Wassermenge nicht kompensieren. Die Tabelle zeigt auch, dass aufgrund der negativen Entwicklung der Niederschläge das Wehr des Einser-Kanals seit 2016 geschlossen blieb.

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